Herzinsuffizienz: Atemmaske verschlechtert Prognose
10.11.2015
Kristina Mohr
Atemaussetzer im Schlaf erfolgreich mithilfe einer Maskenbeatmung zu therapieren, verbessert nicht die Prognose einer systolischen Herzinsuffizienz. Das ist das überraschende Ergebnis einer Studie, die ein internationales Forscherteam mit Beteiligung von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) durchgeführt hat.
Die Forscher untersuchten, ob Patienten mit zentraler Schlafapnoe und einer verringerten Pumpleistung der linken Kammer durch eine sogenannte adaptive Servo-Ventilation (ASV) länger lebten bzw. ob sie seltener reanimiert oder ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.
Bei schwachem Herz besser ohne Maske
Entgegen den Erwartungen der Forscher spielte es für die Häufigkeit von lebensrettenden Maßnahmen und ungeplanten Krankenhausaufenthalten keine Rolle, ob Patienten mit nächtlichen Atemaussetzern eine Atemmaske trugen oder nicht. Allerdings trat der Tod aus jeder und speziell aus kardiovaskulärer Ursache bei Patienten mit einer Pumpleistung von 45 Prozent oder weniger deutliche häufiger auf, wenn ein Gerät nachts ihre Atmung überwachte und unterstützte. Die Würzburger Kardiologin Christiane Angermann (DZHI) erklärt: „Unsere Studie hat also genau das Gegenteil von dem belegt, was wir vor Studienbeginn dachten: Nämlich, dass die ASV-Therapie bei Herzschwäche mit eingeschränkter Pumpfunktion und zentraler Schlafapnoe die Prognose bessert.“
Durch Atemaussetzer sinkt Sauerstoffgehalt im Blut
Bei einer systolischen Herzinsuffizienz ist die Pumpleitung der linken Kammer verringert. Ursächlich hierfür sind oft eine KHK, ein Infarkt oder eine arterielle Hypertonie. Besteht bei Patienten gleichzeitig eine zentrale Schlafapnoe, kommt es während des Schlafens häufig zu einer Cheyne-Strokes-Atmung. Diese ist gekennzeichnet durch eine verminderte Atemtiefe und -stillstände. In der Folge sinken der Sauerstoffgehalt im Blut und die Durchblutung des Herzmuskels, was für die Prognose der Herzinsuffizienz ungünstig ist. Bisher gingen Forscher deshalb davon aus, dass eine Therapie der Atemaussetzer sich positiv auf das Herz auswirkt.
Cheyne-Strokes-Atmung als Schutzmechanismus?
Das Ergebnis der Studie, die im New England Journal of Medicine publiziert ist, wirft für die Wissenschaftler nun weitere Fragen auf: Ist es der zusätzliche Atemdruck des Gerätes, der sich negativ auf Herzfunktion und mögliche natürliche Regulationsmechanismen im Kreislauf auswirkt? Hat die Cheyne-Strokes-Atmung eventuell eine Art körpereigenen Schutzeffekt, der hilft, die Insuffizienz zu kompensieren? Christiane Angermann meint: „Wir wollen jetzt verstehen, was durch die Behandlung im Körper passiert. So könnten wir wertvolle Hinweise für die Entwicklung erfolgreicherer Therapieformen für beide Erkrankungen, also Herzschwäche wie auch Atemstörung, bekommen.“
Quellen
- Universitätsklinikum Würzburg. Schlafapnoe bei Patienten mit systolischer Herzschwäche: Enttäuschte Hoffnung. Pressemitteilung vom 6. November 2015.
- Cowie MR et al. Adaptive Servo-Ventilation for Central Sleep Apnea in Systolic Heart Failure. Engl J Med 2015; 373:1095-1105.
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