Herz-Kreislauf-Erkrankungen
02.09.2016
Thomas Koch
Menschen über 65 Jahre, die mindestens vier Stunden pro Woche Gehen, Fahrradfahren oder sich im Garten betätigen, reduzieren die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit um mehr als 50 Prozent. Das Risiko, an einem akuten kardialen Ereignis zu versterben, sinkt um mehr als 30 Prozent. Darauf weisen Ergebnisse einer finnischen Studie hin.
Im Rahmen des Europäischen Kardiologiekongresses (ESC) in Rom stellte die finnische Geriaterin Prof. Riitta Antikainen von der Universität Oulu die Untersuchungsergebnisse vor. Während gut erforscht sei, wie sich die körperliche Aktivität präventiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei arbeitsfähigen Personen auswirke, wäre bislang wenig untersucht, welche positiven Folgen regelmäßige Bewegung bei älteren Menschen habe. „Der Schutzeffekt durch körperliche Freizeitaktivitäten ist dosisabhängig, mit anderen Worten, je mehr man macht, desto besser. Solche Aktivitäten haben auch eine Schutzwirkung, wenn andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen, zum Beispiel hohe Cholesterinwerte“, erläutert die Forscherin.
Zwölf Jahre lang lief die Langzeituntersuchung National FINRISK Study. Fast 2.500 Teilnehmer im Alter von 65 bis 74 Jahren waren daran beteiligt. Sie beantworteten Fragebögen über ihre körperliche Aktivität und weitere gesundheitsrelevante Verhaltensweisen. Daneben flossen klinische Daten wie Blutdruck, Gewicht und Körpergröße sowie Laborwerte einschließlich Cholesterin in die Untersuchung mit ein. Die Forscher beobachteten die Teilnehmer bis 2013 und registrierten Todesfälle und Ursachen ebenso wie Herz-Kreislauf-bedingte Ereignisse durch die Analyse des Krankenhaus-Entlassungsregisters.
Grad der Aktivität an Gesundheitszustand anpassen
Als niedriges Aktivitätsniveau stuften die Wissenschaftler Tätigkeiten wie Lesen, Fernsehen oder leichte Tätigkeiten im Haushalt ein. Moderat aktiv ist, wer mindestens vier Stunden pro Woche Rad fährt, geht oder im Garten arbeitet. Ein hohes Aktivitätsniveau ist aus Sicht der Forscher bei Sportarten wie Joggen, Skifahren, Gymnastik oder Schwimmen gegeben. Dazu zählen weiter schwere Gartenarbeiten und intensives sportliches Training für zumindest drei Stunden pro Woche. Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), fasst die Untersuchungsergebnisse wie folgt zusammen: „Die Studie bestätigt altersunabhängig die Bedeutung ausreichender körperlicher Aktivität für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Es muss nicht immer Joggen sein, auch alltäglichere körperliche Betätigungen sind sinnvoll. Natürlich sollte das Ausmaß der Aktivitäten dem individuellen Gesundheitszustand angepasst sein.“
Studie
ESC 2016 Abstracts Antikainen et al. Leisure time physical activity reduces the risk of cardiovascular death and an acute CVD event also among older adults; Nauman et al. Personal activity index (PAI) for promo-tion of physical activity and prevention of CVD
Quelle
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DKG)
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