Frauen sind anders krank als Männer
16.03.2016
Kristina Mohr
Frauen sind öfter für wenige Tage krank, Männer seltener, dann aber lange. Das offenbart der DAK-Gesundheitsreport 2016, den die Krankenkasse auf Basis ihrer Daten und einer Forsa-Umfrage erstellt hat. Demnach unterscheiden sich die Geschlechter nicht nur durch die Zahl ihrer Fehltage und Arztbesuche. Sie sind auch von bestimmten Krankheiten nicht im selben Maß betroffen und gehen unterschiedlich häufig krank zur Arbeit.
Im vergangenen Jahr lag der Krankenstand bei den Frauen 14 Prozent höher als bei den Männern. Pro 100 weibliche Versicherte zählte die Kasse 134,4 Krankheitsfälle, bei den Männern waren es nur 115,8. Frauen fielen demnach öfter für wenige Tage aus, Männer seltener, dafür aber länger. „Krankheitsbedingte Fehlzeiten sind ein hochkomplexes Phänomen und nur zum Teil durch den objektiven Gesundheitsstatus erklärbar“, kommentierte Diplom-Sozialwissenschaftlerin Anne Maria Möller-Leimkühler von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Frauen seien objektiv betrachtet nicht kränker als Männer. „Der höhere Krankenstand von Frauen ist weniger ein Indikator für objektive Morbidität als für weibliches Gesundheitsverhalten im Hinblick auf höhere Stresssensibilität, höhere Sensibilität gegenüber körperlichen und psychischen Symptomen, stärkere Befindlichkeitsstörungen, ausgeprägteres präventives Verhalten und eine höhere Toleranz gegenüber kurzen Fehlzeiten“, so Möller-Leimkühler.
Frauen gehen öfter zum Arzt
Weil Frauen gesundheitsbewusster sind, gehen sie öfter zum Arzt, so der Report. Daraus resultiere vermutlich auch eine höhere Krankschreibungsquote. Durchschnittlich liegt die Zahl der Behandlungsfälle bei Frauen 10 Prozentpunkte über der von den Männern. Bei bestimmten Erkrankungen weichen die Geschlechter jedoch besonders stark voneinander ab, wie zum Beispiel bei Beschwerden des Urogenitalsystems. Hier sind nur 13 Prozent der Fälle Männer, während 63 Prozent weiblich sind.
Bei Frauen die Psyche, bei Männern das Herz
Über alle Altersgruppen hinweg fehlten Männer sehr viel öfter wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf der Arbeit (+65 Prozent). Außerdem waren sie fast doppelt so oft verletzt. Frauen hatten hingegen deutlich mehr Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen (+67 Prozent). Am deutlichsten fiel der Geschlechtsunterschied bei Krebs aus: Obwohl das Risiko für Männer und Frauen insgesamt gleich ist, sorgt die geschlechtsspezifische Inzidenzrate der verschiedenen Krebsarten offenbar dafür, dass Männer vermehrt im Rentenalter erkranken.
Frauen gehen öfter krank zur Arbeit
Der niedrigere Krankenstand der Männer könnte vermuten lassen, dass Männer häufiger krank zur Arbeit gehen. Nach dem Ergebnis der Forsa-Umfrage ist jedoch das Gegenteil der Fall: In den letzten 12 Monaten vor der Befragung sind 67 Prozent der Frauen, aber nur 57 Prozent der Männer arbeiteten gegangen, obwohl sie krank waren. Hauptgrund für dieses generell stark verbreitete Phänomen war für beide Geschlechter die Solidarität mit den Kollegen.
Quellen
- DAK. DAK-Gesundheitsreport: Warum Frauen und Männer anders krank sind. Pressemittelung vom 15. März 2016.
- DAK. Gesundheitsreport 2016. Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Schwerpunkt: Gender und Gesundheit. März 2016.
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