Pflegedokumentation
21.07.2016
Welche Mindestanforderungen muss eine Pflegedokumentation erfüllen, wenn sie nicht nur den gesetzlichen Ansprüchen, sondern auch Pflegenden und Bewohnern in stationären Pflegeeinrichtungen gerecht werden soll? Dieser Frage gehen Forscher der Hochschule München nach.
Um die Mindestanforderungen zu ermitteln, führte die Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Astrid Herold-Majumdar einen systematischen Review durch. Sie analysierten 1.190 Studienberichte und werteten 205 davon als Volltexte aus. In die Ergebniszusammenfassung schlossen sie 6 Studienberichte ein. Die Forscher definierten folgende Kriterien als wünschenswerte Ergebnisse aus pflegepraktischer Sicht:
- Lebensqualität und soziale Teilhabe der BewohnerInnen
- Qualität des Arbeitslebens der Pflegefach- und Hilfspersonen
- Handlungsleitende Erfassung des aktuellen Gesundheitszustandes und des Pflegebedarfs
- Kommunikation versorgungsrelevanter Aspekte mit den am Versorgungsprozess unmittelbar Beteiligten
Ergebnisse des systematischen Reviews
Positive Effekte auf die wünschenswerten Ergebnisse hatten aus Sicht der Forscher Pflegedokumentationssysteme auf Basis von Pflegediagnosen nach NANDA-I. Die Systeme sollen sowohl die verstehende Diagnostik unterstützen und auch Situationen erheben und planen, die für BewohnerInnen von Pflegeeinrichtungen mit positiven Gefühlen verbunden sind. Weiter sollen nur solche Bestandteile bei der Pflegedokumentation als Mindeststandard eingefordert werden, die wissenschaftlich nachgewiesen wünschenswerte Ergebnisse in der Pflege unterstützen und gleichzeitig möglichst wenig unerwünschte Wirkungen haben. In der Literatur konnten solche unerwünschten Wirkungen ebenfalls identifiziert werden, etwa das Gefühl der Pflegefachpersonen, kontrolliert zu werden; das Gefühl der Pflegefachpersonen, den BewohnerInnen und ihrer jeweils individuellen Situation nicht gerecht zu werden; von den BewohnerInnen wahrgenommener Ärger darüber, beobachtet und bewertet zu werden.
Forschungsbedarf nach alltagspraktischen Systemen
Weiterer Forschungsbedarf besteht nach wie vor für die Entwicklung und Untersuchung von Pflegedokumentationssystemen, die in der Alltagspraxis sinnvoll unterstützen. In diesem Bereich ist mehr Nutzerorientierung vonnöten, wobei die pflegebedürftigen Menschen als mittelbare und die Pflegefach- und Hilfspersonen als unmittelbare NutzerInnen von Pflegedokumentationssystemen zu sehen sind. Es ist ein nutzerorientiertes Design von Pflegedokumentationssystemen anzustreben, ein sogenanntes user-centered design of nursing care planning tools. Hier sind Industrie, etwa die Hersteller von Pflegedokumentationssystemen, und Wissenschaft weiter gefragt.
Quelle
Hochschule München
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