Parkinson: Physio- und Ergotherapie helfen nicht
22.01.2016
Kristina Mohr
Parkinson-Patienten im Frühstadium der Erkrankung profitieren nicht durch eine Physio- und Ergotherapie. Während einer 8-wöchigen Behandlung verbesserten sich die alltäglichen Fähigkeiten und die subjektive Lebensqualität der Betroffenen nicht im Vergleich zur Kontrollgruppe. Das ist das Ergebnis einer britischen Studie, die im Fachjournal JAMA Neurology erschien.
An der Studie nahmen 762 Parkinson-Patienten mit leichten bis mittel schweren Einschränkungen teil, bei denen ihr Hausarzt eine Physio- und Ergotherapie für sinnvoll erachtete. Zufällig eingeteilt in zwei Gruppen, erhielt die eine Hälfte über einen Zeitraum von 8 Wochen 4 Therapiesitzungen à 1 Stunde. Die Kontrollgruppe stimmte zu, während der Studienlaufzeit keine Therapien in Anspruch zu nehmen. Die Betroffenen waren durchschnittlich 70 Jahre alt.
ATLs und Lebensqualität abgefragt
Welche Auswirkungen die Krankheit hatte bzw. wie sich diese veränderten, maßen die Forscher mithilfe einer Skala, die alltägliche Fähigkeiten wie Essen zubereiten, Körperpflege und Busfahren abfragt (Nottingham Extended Activities of Daily Living). Außerdem setzten sie einen Fragebogen zur Lebensqualität und den Parkinson Disease Questionnaire-39 (PDQ-39) ein. Der PDQ-39 ermittelt, wie speziell Parkinson-Patienten zu Hause zurechtkommen.
Möglicherweise effektiv im Spätstadium und bei Älteren
Obwohl Physio- und Ergotherapie bei den Betroffenen mit einer leichten oder mittelschweren Parkinson-Erkrankung keine Wirkung zeigten, schließen die Forscher nicht völlig aus, dass dies im Spätstadium oder bei älteren Patienten anders sein könnte. Sie weisen jedoch darauf hin, dass ihre Studie darauf keine Hinweise liefert. Allerdings sei ihre Datenbasis hier gering, da sich nur wenige Teilnehmer in einem späteren Parkinson-Stadium befanden. Deshalb sollten weitere Studien diese These untermauern.
Intensiveres Training ebenfalls wirkungslos
Die Forscher wiesen außerdem Einwände, dass Therapiesitzungen möglicherweise öfter als 4 Mal in 8 Wochen stattfinden müssten, um effektiv zu sein, mit Hinweisen auf eine frühere niederländische Studie zurück: 15 Trainingseinheiten á 30 Minuten über 6 Monate hätten ebenfalls keine Verbesserung bewirkt.
Quelle
Clarke CE et al. Physiotherapy and Occupational Therapy vs No Therapy in Mild to Moderate Parkinson DiseaseA Randomized Clinical Trial. JAMA Neurol. Published online January 19, 2016. doi:10.1001/jamaneurol.2015.4452.
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