Kreativität kommt nicht im Schlaf
02.03.2016
Kristina Mohr
Während wir schlafen, wird unser Gedächtnis gestärkt – nicht jedoch unser kreatives Denken. Das fanden Forscher des Universitätsklinikums Freiburg heraus. Während der Nacht festigt das Gehirn demnach Erinnerungen. Mit anderen Gedächtnisinhalten vernetzt es diese nicht. Die Studie erschien im Fachjournal „Sleep“.
Erinnerungen miteinander zu vernetzen, gilt als Voraussetzung für kreatives Denken. Gemeinhin wird angenommen, dass die Neuorganisation von Informationen im Schlaf besonders intensiv abläuft und somit die Kreativität fördere. Wie die Forscher in ihrer Studie zeigen, scheinen Gedächtnisstärkung und Gedächtnisneuordnung unabhängige Prozesse zu sein. Vorrang habe hierbei im Schlaf die Festigung der Erinnerungen.
Probleme werden nicht im Schlaf gelöst
So wirke sich Schlaf kaum darauf aus, wie gut wir Probleme lösen können. „Unsere Studie zeigt klar: die kreative Verarbeitung von Informationen ist im Schlaf nicht stärker als im Wachzustand“, sagt Christoph Nissen, Co-Autor der Studie. Tatsächlich waren Probanden ohne Schlaf im Test sogar ein wenig kreativer als solche, die eine normale Nachtruhe hatten. „Unabhängig davon hilft es natürlich, ausgeschlafen zu sein, um wieder neu leistungsfähig zu sein“, stellt Nissen klar.
Assoziative Begriffe finden
Die Wissenschaftler untersuchten bei 60 Probanden, wie assoziativ diese dachten, um Aufgaben erfinderisch zu lösen. Beispielsweise mussten die Studienteilnehmer zu drei vorgegebenen Begriffen („Flocke–Eule–Besen“) ein sinnvoll ergänzendes Wort finden („Schnee“). Ob sie korrekt geantwortet hatten, erfuhren die Probanden direkt. So konnten sie sich die Antworten merken und verarbeiten. Zwei Gruppen führten den Text abends durch. Die eine schlief danach im Schlaflabor, die andere blieb bis zum Morgen wach. Die dritte Gruppe führte den Text nach dem Aufstehen durch und verbrachte anschließend einen normalen Tag.
Neue Chance für kreative Antwort
Alle Gruppen wiederholten den Test nach 8 Stunden mit den gleichen Fragen. Anteil und Geschwindigkeit der wiederholt richtigen Antworten galten als Maß für die Gedächtnisleistung. Die Zahl und Geschwindigkeit der im zweiten Durchgang erstmals richtigen Antworten wurden als Maß für assoziatives und kreatives Denken gewertet. Die Probanden mit Nachtschlaf erinnerten sich am besten. Am kreativsten war zur Überraschung der Forscher die Gruppe, die nachts nicht geschlafen hatte.
Quellen
- Universitätsklinikum Freiburg. Kreativität kommt nicht im Schlaf. Pressemitteilung vom 1. März 2016.
- Landmann N et al. Sleep Strengthens but does Not Reorganize Memory Traces in a Verbal Creativity Task. Sleep 2016; 39(3): 705–713.
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