Europäische Studie zum Pflegeaufwand bei Demenz
18.07.2014
Thomas Koch
Wissenschaftler verglichen die Kosten für den Pflegeaufwand bei Menschen mit Demenz in acht europäischen Ländern. Sie stellten fest, dass die stationäre Pflege der Betroffenen durchschnittlich 4.491 Euro kostet. Für die Pflege im häuslichen Umfeld errechneten sie einen Durchschnittswert von 2.491 Euro.
Die Kosten für den Pflegeaufwand ermittelten Ökonomen der Universität Witten/Herdecke, die auch an dem europäischen Forschungsprojekt „Right Time Right Care“ beteiligt sind. Neben den finanziellen Unterschieden bei stationärer und häuslicher Versorgung soll diese EU-Studie auch die Frage beantworten, wann Menschen mit Demenz idealerweise von der häuslichen Pflege in die stationäre Versorgung übergehen. Eine internationale Forschergruppe führte dazu unter anderem Interviews und Expertenbefragungen durch. Auch Pflegewissenschaftler gehören zu dem Team, das in Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und Spanien forschte. Mehr als 2.000 Menschen mit Demenz und deren Pflegende nahmen an der Studie teil. 235 Befragungen fanden in Deutschland statt.
Informelle Pflege im häuslichen Umfeld mit hohen Kosten verbunden
Bei den errechneten Kosten für die stationäre und heimische Pflege analysierten die Wissenschaftler auch die finanziellen Aufwände, die auf die informelle Pflege entfallen. Informelle Pflege betrifft überwiegend private Leistungen, die von Angehörigen, Freunden oder auch Ehrenamtlichen erbracht werden. Nach Einschätzung des für die ökonomische Vergleichsstudie verantwortlichen Projektleiters, Prof. Dr. Dirk Sauerland, können im informellen Sektor hohe Kosten entstehen. In einer Pressemitteilung der Universität Witten/Herdecke erklärte Sauerland: „Je nachdem, wie hoch man den Lohn pro Stunden für die erbrachte informelle Pflege ansetzt, wird die häusliche Pflege von Menschen mit schwerer Demenz sogar teurer als die in stationären Pflegeinrichtungen. Dies muss die Gesundheitspolitik berücksichtigen, wenn es darum geht, Menschen mit Demenz möglichst lange zu Hause versorgen zu lassen.“
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Einen Angehörigen mit Demenz im privaten Umfeld zu versorgen, kann sowohl körperlich als auch psychisch sehr belastend sein. Dennoch entscheiden sich etwa 700.000 Menschen in Deutschland dafür, den Lebenspartner oder Familienangehörigen möglichst lange selbst und in einer vertrauten Umgebung zu pflegen. Lesen Sie mehr über die Beweggründe im Beitrag „Pflegende Angehörige von Demenzkranken“.