Suizidprognose per Blutuntersuchung?
22.08.2014
Robert Niedworok
Forscher der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität haben einen Bluttest entwickelt, der helfen soll, die Gefahr eines Suizids zu diagnostizieren.
In Gehirnproben von Menschen, die sich selbst getötet hatten, fanden die Wissenschaftler im Vergleich zu Proben gesunder Menschen eine verringerte Menge an Produkten des Gens SKA2. Das Protein, das durch SKA2 codiert wird, spielt eine bedeutende Rolle bei der Reaktion des Gehirns auf die Ausschüttung von Stresshormonen.
Bluttest auf SKA2-Produkte
Weiter zeigte sich, dass die SKA2-Gene mancher Menschen, die sich umgebracht hatten, epigenetisch verändert waren. Bei epigenetischen Modifikationen ist die Funktion eines Gens beispielsweise durch angehängte Methylgruppen verändert, und zwar ohne weitere Abänderung seines eigentlichen Informationsgehalts (DNA-Sequenz).
Die Forscher sehen darin nun die Möglichkeit, die Gefahr eines drohenden Suizids frühzeitig zu erkennen - mithilfe eines Bluttest auf die SKA2-Produkte. Damit könnte medizinisches Fachpersonal rechtzeitig gefährdeten Patienten helfen.
Sie betonen jedoch auch, dass Depressionen und Suizidalität keineswegs nur durch Genveränderungen, geschweige denn allein durch die Modifikationen des Gens SKA2, zustande kommen.
Quelle
Guintivano J, Brown T, Newcomer A et al. Identification and Replication of a Combined Epigenetic and Genetic Biomarker Predicting Suicide and Suicidal Behaviors. American Journal of Psychiatry, 2014; DOI: 10.1176/appi.ajp.2014.2014010008
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