Wer länger schläft, ist früher tot
02.04.2015
Susanne Schmidt
Zu lange schlafen erhöht das Sterblichkeitsrisiko um bis zu 30 Prozent. Das legen Forschungsergebnisse von Professor Capuccio von der University of Warwick nahe, der Aussagen zum Schlafverhalten von über einer Million Menschen ausgewertet hat.
Der gesundheitliche Nutzen von Schlaf ist begrenzt. Wer regelmäßig länger als acht Stunden schläft, besitzt offenbar das gleiche statistische Sterblichkeitsrisiko wie Menschen, die mehrmals täglich Alkohol konsumieren.
Dazu werteten die Forscher Daten von 16 Studien über einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren aus. Sie teilten die Probanden in drei Gruppen ein:
• Menschen, die weniger als sechs Stunden schlafen,
• Menschen, die zwischen sechs bis acht Stunden schlafen und
• Menschen, die mehr als acht Stunden schlafen.
Es stellte sich heraus, dass die Gruppe das geringste Sterberisiko aufwies, die regelmäßig sechs bis acht Stunden pro Tag schlief. Mehr als acht Stunden Schlaf pro Tag oder weniger als sechs Stunden erhöhen das Sterberisiko um 30 beziehungsweise 12 Prozent. Damit wurden frühere Ergebnisse bestätigt: Schlafmangel ist ungesund. Zu wenig Schlaf über Wochen oder Monate belastet den gesamten Organismus und kann zu Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes führen.
Jedoch ist noch unklar, warum sich zu viel Schlaf nachteilig auf die Gesundheit auswirken kann. Professor Cappuccio vermutet hinter dem längeren Schlafbedürfnis eines Menschen ein tiefer liegendes Gesundheitsproblem, nachdem er die Einnahme von Schlaftabletten oder eine depressive Verstimmung bei den Probanden ausgeschlossen hatte.
Weitere Forschungen
Erste Studienergebnisse der Arizona State University weisen in eine andere Richtung. Professor Youngstedt fand in seiner Studie mit 14 erwachsenen Langschläfern heraus, dass diese über vermehrte depressive Verstimmungen und Rückenschmerzen berichteten, aber auch erhöhte Entzündungswerte aufwiesen. Er vermutet, dass die Probleme mit der langen Inaktivität zusammenhängen.
Sieben Stunden Nachtruhe sind ideal
Offenbar sind sieben Stunden Schlaf für einen Erwachsenen optimal. Dies bestätigt Dr. Jacobs vom Zentrum für Schlafstörungen der University of Massachusetts Medical School. Sieben Stunden sei die mittlere Schlafdauer der Weltbevölkerung, was darauf schließen lässt, dass diese Schlafdauer die besten Voraussetzungen zur Regeneration des Gehirns bietet.
Gut ist, was sich gut anfühlt
Wie bei vielen Dingen scheint hier eine gesunde Selbstwahrnehmung der beste Weg zu sein. Unterm Strich zählt das allgemeine Wohlbefinden, egal ob als Lang- oder Kurzschläfer.
Quelle
Ruth A. Why a long night‘s sleep may be bad for you. BBC, 24 March 2015
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