Wiederbelebung: neue Leitlinie erschienen
22.10.2015
Jeanette Siebert
Der Deutsche Rat für Wiederbelebung (GRC) hat neue Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation bei Kreislaufstillstand veröffentlicht. Die Richtlinien zum Ablauf der Wiederbelebung haben sich nicht wesentlich seit der letzten Aktualisierung im Jahr 2010 verändert. Stattdessen rücken in der aktuellen Version die vernetzenden Hilfen wie die Telefonreanimation in den Fokus.
Ein plötzlich auftretender Herzstillstand führt in Deutschland pro Jahr in über 100.000 Fällen zum Tod. Diese Zahl könne nach Ansicht des Vorsitzenden des GCR, Bernd W. Böttiger, durch eine frühzeitig und korrekt durchgeführte kardiopulmonale Reanimation reduziert werden.
Schnelligkeit gefragt
In den meisten Fällen geschehe ein Herzstillstand zu Hause. Umso wichtiger sei es, dass die anwesenden Angehörigen schnell und effizient reagieren können. Um ein Erliegen des Kreislaufs zu verhindern, sollte die kardiopulmonale Reanimation sofort, spätestens jedoch wenige Minuten nach Eintreten des akuten Ereignisses beginnen. Nur so bestünden reelle Chancen, bleibende Schäden zu minimieren.
Zwei Hände sind ausreichend
In Deutschland benötigt der alarmierte Notarzt in der Regel zwischen 8 und 12 Minuten bis zum Eintreffen beim Patienten. Wichtig ist, den Kreislauf in dieser Zeit aufrecht zu erhalten: Bei erwachsenen Betroffenen sei eine kontinuierliche Herzdruckmassage mit 100-120 Thoraxkompressionen pro Minute mit einer Tiefe von 5-6 cm zunächst ausreichend.
Schulungen notwendig
Um mehr Leben zu retten, müssten ausgebildete Ersthelfer schnell am Unfallort eintreffen. Auch die Schulungen medizinischer Laien sollten optimiert werden. Die neuen Leitlinien für Wiederbelebung empfehlen vor allem die Etablierung von Reanimations-Unterricht an allgemeinbildenden Schulen: Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse sollten einmal pro Jahr die kardiopulmonale Reanimation erlernen und üben.
Reanimation über das Telefon soll im Ernstfall helfen
In Bayern ist sie bereits verpflichtend: die telefongestützte Reanimation. Im medizinischen Notfall leiten professionelle Rettungsassistenten die oft überforderten und unsicheren Laien über das Telefon an, eine kardiopulmonale Reanimation bis zum Eintreffen des Notarztes durchzuführen. Dieses Instrument sollte bundesweit etabliert und ausgebaut werden.
Weiterbehandlung in Spezialzentren
Mehr als jeder zweite plötzliche Herzstillstand ist auf einen akuten Myokardinfakt zurückzuführen. Aus diesem Grund sei es sinnvoll, einen Patienten mit prähospitalem Herzstillstand in einem sogenannten Cardiac Arrest Center zu behandeln: Wenn es gelingt, die ischämische Koronararterie binnen weniger Stunden zu eröffnen, stehen die Chancen für ein positives Outcome deutlich besser.
Kühlen weiterhin sinnvoll
Bewusstlose Patienten nach einer kardiopulmonalen Reanimation sollten weiterhin über 24 Stunden gekühlt werden: So sei eine therapeutische Temperatur von 32-36°C anzustreben. Fieber und eine Hyperoxie durch hohe Sauerstoffdosen seien weiterhin binnen 72 Stunden zu vermeiden.
10.000 Leben retten
Der GCR hat sich das Ziel gesetzt, mit den neuen Leitlinien und den geschulten Experten 10 Prozent mehr Leben zu retten: Durch schnellere und effizientere lebensrettende Sofortmaßnahmen sei dieses Ziel zu erreichen.
Quelle
GRC. Neue Leitlinien zur Wiederbelebung erschienen: Mehr Erfolg durch Zunahme der Laienreanimation. Pressemitteilung vom 15. Oktober 2015.
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