Weißkitteleffekt bei Ärzten höher
04.04.2014
Stefanie Zink
In einer systematischen Übersichtsarbeit konnten Forscher feststellen, dass der Weißkitteleffekt bei Ärzten stärker ausgeprägt ist, als bei Pflegenden.
Zu diesem Ergebnis kamen Dr. Christopher Clark und sein Team von der Universität in Exeter, das insgesamt 15 Studien über den „Weißkitteleffekt“ auswertete. Der sogenannte „Weißkitteleffekt“ tritt häufig ein, wenn Klinikmitarbeiter den Blutdruck eines Patienten messen – der Wert ist höher, als wenn der Patient zu Hause misst. Nun konnten die Wissenschaftler feststellen, dass der von Gesundheits- und Krankenpflegenden gemessene Blutdruck unter dem von Ärzten gemessenen Blutdruck lag. Dies lässt also den Schluss zu, dass der „Weißkitteleffekt“ bei Ärzten höher ist als bei Pflegenden.
Die Auswertungen ergaben, dass der durch das Pflegepersonal ermittelte systolische Wert im Durchschnitt um 7 mmHg niedriger war, der diastolische Wert um etwa 4 mmHg bei bekanntem Hypertonus. Bei Nichthypertonikern war die Differenz nicht ganz so hoch: Sie lag beim systolischen Wert zwischen 4–5 mmHg und diastolisch bei knapp 2 mmHg.
Auswirkungen auf Forschung und Versorgung
Vor allem in Großbritannien und USA werden auch Studien durch Pflegende geleitet. Hier kommt nun die Tatsache zur Geltung, dass die von Pflegenden ermittelten Daten niedriger sind als die von Ärzten und es somit zu einer Verfälschung von Studiendaten kommen könnte. Zukünftig muss also dieser Bias beim Studiendesign mit berücksichtigt werden.
Die zweite Folge ist, dass in der Praxis das Risiko für eine Überdiagnostizierung einer Hypertonie höher ist, wenn Ärzte den Blutdruck messen, anstatt der Patient selbst oder das Pflegepersonal.
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