Lebensqualität nach schweren Unfällen erhöhen
19.11.2014
Thomas Koch
Studie: Zwei Jahre nach der Akutphase leiden 62 Prozent von 129 Unfallopfern weiterhin an Schmerzen. 30 Prozent sind nicht mehr in der Lage, ihrem Beruf nachzugehen.
Die Sterberate schwer traumatisierter Patienten sank in den vergangenen Jahren auf unter 10 Prozent. Wie die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) berichtet, sind leitliniengerechte und standardisierte Abläufe in Schockräumen sowie Ganzkörper-Computertomographien der Grund für die sinkende Sterblichkeit. Allerdings kann ein schwerer Unfall das Leben der Betroffenen erheblich beinträchtigen, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt.
Schmerzen, Berufsunfähigkeit und psychische Probleme
Ein Forscherteam befragte 129 Menschen, die einen schweren Unfall erlitten hatten. Die meisten Studienteilnehmer waren Opfer von Verkehrsunfällen. Zwei Jahre nach der Akutphase konnten 30 Prozent der Betroffenen nicht wieder in ihrem vorherigen Beruf arbeiten, und knapp ein Drittel litt unfallbedingt an psychischen Störungen. Laut Studie waren 35 Prozent wegen des Unfalls weiterhin auf Medikamente angewiesen, und 62 Prozent der Teilnehmer gaben dauerhafte Schmerzen an. Bertil Bouillon, Präsident der DGU und Co-Autor der Studie, fordert angesichts dieser Ergebnisse: „Auch psychische und sozioökonomische Folgen eines Unfalls sollten künftig ein noch stärkerer Bestandteil der Rehabilitation sein.“ Neben lebensbedrohlichen Verletzungen sollten Chirurgen laut Bouillon künftig auch eventuelle Spätfolgen im Blick haben. Die Studie stellte der Präsident der DGU auf dem Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin vor.
Quelle
Kaske et al.: “Quality of life two years after severe trauma: A single centre evaluation”, Injury, Int. J. Care Injured 45S (2014) S. 100–105, http://dx.doi.org/10.1016/j.injury.2014.08.028