DPR warnt vor Scheitern der Pflegereform
14.08.2015
Kristina Mohr
Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat den Beschluss der zweiten Stufe der Pflegereform grundsätzlich begrüßt. „Mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff wird die Pflegeversicherung auf ein neues Fundament gestellt“, sagte DPR-Präsident Andreas Westerfellhaus in einer Pressemitteilung.
Allerdings seien die erweiterten Leistungen der neuen 5 Pflegegrade ohne mehr Pflegefachpersonal nicht umzusetzen. Auch die Tatsache, dass mit dem Pflegebedürftigkeitsbegriff künftig Menschen mit somatischen, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen gleichgestellt sind, erfordere dringend ein Umdenken in der Personalbemessung.
Keine Reform ohne mehr Personal
„Auf den Fachkräftemangel bleibt die Politik jede Antwort schuldig", sagte Westerfellhaus der Rheinischen Post vom Donnerstag. „Wenn es nicht ausreichend qualifizierte und motivierte Fachkräfte gibt, wird diese Pflegereform ein Flop", so Westerfellhaus weiter. Ihm sei „völlig unverständlich“, weshalb die Reform hier nicht bereits ansetze. Viele Pflegende verließen bereits ihren Beruf, weil sie die Arbeitsbedingungen als „unhaltbar“ wahrnähmen.
Arbeitgeber rekrutieren kaum Pflegefachkräfte international
Eine kürzlich publizierte Studie der Bertelsmann Stiftung zur internationalen Fachkräfterekrutierung in der Pflegebranche ergab, dass 61 Prozent der befragten Einrichtungen zurzeit Personal suchen. Bei den 600 Arbeitgebern blieben 4,3 Stellen unbesetzt. Trotzdem ist die Bereitschaft, Mitarbeiter aus dem Ausland anzuwerben, bei den Pflegeeinrichtungen offenbar gering: Nur 16 Prozent suchten international nach qualifiziertem Personal. Stattdessen konzentrieren sich Arbeitgeber verstärkt darauf, Weiterbildungen anzubieten, ein gutes Betriebsklima zu schaffen und den Wiedereinstieg nach einer Familienauszeit zu fördern, um Personal zu halten.
Polen als Herkunftsland mit 20 Prozent vorn
Laut Statistischem Bundesamt arbeiteten 2013 3 Millionen Personen in Pflegeberufen. Davon hatten 373.000 einen eigenen Migrationshintergrund. Die meisten zugewanderten Pflegekräfte stammten aus Polen (76.000). Auf Platz zwei und drei folgten Bosnien und Herzegowina mit 47.000 und Kasachstan mit 31.000 Pflegekräften.
Quellen
- Deutscher Pflegerat. Pflegeversicherung bekommt neues Fundament. Pressemitteilung vom 12.08.2015.
- Rheinische Post. Pflegerat-Vorsitzender Westerfellhaus warnt vor Scheitern der Pflegereform wegen Fachkräftemangel. Meldung vom 13.08.2015.
- Internationale Fachkräfterekrutierung in der deutschen Pflegebranche. Bertelsmann Stiftung 2015.
- Statistisches Bundesamt. Zahl der Woche vom 21. Juli 2015.
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Die Integration von ausländischen Fachkräften ist eine Herausforderung. Zum einen gilt es, die Pflegekräfte sprachlich fit zu machen, zum anderen geht es aber auch darum, die Verhaltensweisen des Einzelnen zu verstehen. Denn diese sind oft kulturell erklärbar. Lesen Sie dazu doch den Beitrag „Interkulturelle Teamentwicklung“ in der Lerneinheit „Als Team zusammenwachsen“.