Wenn der Schuh drückt
06.05.2015
Kerstin Zimmermann
Patienten mit Diabetes mellitus haben häufig Sensibilitätsstörungen am Fuß. Deshalb können bei ihnen unbemerkt Druckgeschwüre entstehen und zum Diabetischen Fußsyndrom führen – eine gefürchtete Komplikation. Das Fraunhofer-Institut in Würzburg hat einen Sensorstrumpf entwickelt, der dieser Folgeerkrankung vorbeugt. Ist der Druck am Fuß zu hoch, signalisiert der Strumpf dem Patienten, dass er seinen Fuß entlasten muss.
Durch einen chronisch erhöhten Blutzucker sind bei vielen Diabetikern Gefäße und Nerven geschädigt. Die diabetische Neuropathie zeigt sich vor allem an den Füßen: Die Patienten spüren diese nicht, Wunden können unbemerkt entstehen. Eine gestörte Durchblutung verzögert zusätzlich die Heilung. Aus kleinen Wunden werden dadurch schnell Geschwüre. Damit sich offene Stellen gar nicht erst bilden, haben die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC einen Spezialstrumpf mit 40 eingebauten Sensoren entwickelt. Diese Sensoren ersetzen bei den Diabetes-Patienten die gestörten Nerven und geben Bescheid, wenn der Druck zu hoch wird.
Dreidimensionale Druckmessung
Die Sensoren messen gleichzeitig den Druck an der Sohle, der Ferse, dem Fußspann und dem Knöchel: Sie zeichnen die Signale auf diese Weise dreidimensional auf. „Das gibt es bislang noch nicht. Bisherige Systeme sind als Einlegesohlen auf dem Markt und messen nur die Druckverteilung an der Unterseite des Fußes“, berichtet Dr. Bernhard Brunner, Wissenschaftler am ISC, in einer Pressemitteilung.
Vom Strumpf direkt ins Smartphone
Per Funk gelangen die ermittelten Daten direkt ins Smartphone oder ins Tablet und zeigen dem Nutzer, ob er die Belastung oder Haltung seines Fußes ändern sollte. Aber auch für Nichtdiabetiker ist die Sensorik hilfreich: Jogger können damit hervorragend ihren Laufstil und ihre Fußhaltung überprüfen.
Die Forscher haben den Strumpf zum Patent angemeldet und präsentieren den Prototyp vom 19. bis 21. Mai auf der Messe SENSOR+TEST in Nürnberg. Das Endprodukt soll circa 250 Euro kosten.
Quelle
Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC. Pressemitteilung vom 05.05.2015
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