Gesundheits-Apps: Oft ungenaue Diagnose
08.09.2015
Kristina Mohr
Immer mehr Menschen nutzen sie: Digitale Gesundheitsangebote wie Apps oder Internetportale, die dabei helfen sollen, medizinische Beschwerden zu deuten oder zu therapieren. Wie eine Studie des British Medical Journals jetzt nahelegt, sind die Empfehlungen dieser Tools oft nicht verlässlich.
Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse warnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) Patienten, sich zu sehr auf eine Ferndiagnose aus dem Internet zu verlassen. Diese Tipps basierten auf Algorithmen und einer Technik, die bisher nicht so weit entwickelt seien, dass sie eine Diagnose durch den Arzt ersetzen könnten.
Technisch noch nicht ausgereift
Generell hätten telemedizinische und internetbasierte Techniken jedoch durchaus Zukunftspotenzial, meint Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der DGIM. „Elektronische Informationstools sind in der Medizin nicht mehr wegzudenken, auch wir Ärzte nutzen sie ja täglich in der Klinik“, sagt Hasenfuß in einer Pressemitteilung. „Doch die Anwendungen müssen technisch ausgereift sein, qualitätsgesichert, und es muss medizinische Expertise einfließen.“
Kaum Fifty-Fifty-Chance
Die britische Studie untersuchte 23 internationale digitale Gesundheitsangebote auf ihre Eignung zur Ferndiagnose. Nach Eingabe der Symptome gaben dabei 8 eine Diagnose an, 4 empfahlen Maßnahmen und 11 boten beides. Die ernüchternden Ergebnisse: Patienten hatten noch nicht einmal eine Fifty-Fifty-Chance, eine korrekte Deutung ihrer Beschwerden zu erhalten. Die Tools nannten lediglich in 34 Prozent der Fälle die richtige Diagnose, unter den Top 20 der genannten Vorschläge fand sich in 58 Prozent das tatsächliche Krankheitsbild. Handlungsvorschläge stimmten in 57 Prozent, insbesondere bei Symptomen, die einen Notfall suggerierten, rieten die digitalen Angebote jedoch immerhin in 80 Prozent, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen.
Quelle
- Semigran HL, Linder JA, Gidengil C, Mehrotra A. Evaluation of symptom checkers for self diagnosis and triage: audit study. BMJ 2015; 351: h3480.
- Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin. Digitale Gesundheitsangebote nicht verlässlich. Pressemittelung vom 7. September 2015.
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