Schlafstörungen im Alter
22.09.2014
Danilo Michalski
Laut einer amerikanisch-kanadischen Studie können Schlafprobleme im Alter und bei Patienten, die an Alzheimer erkrankt sind, mit dem Abbau von Nervenzellen zusammenhängen.
Im Alter kommt es bei vielen Menschen zu akuten Schlafproblemen. Sie wachen sehr früh wieder auf, haben Einschlafprobleme und neigen zur Unruhe in der Nacht. Wissenschaftler der Universitäten in Boston und Toronto haben entdeckt, dass für dieses Phänomen wohl zerebrale Veränderungen verantwortlich sind. Ihre Forschungsergebnisse stellten sie in der Fachzeitschrift "Brain" vor. Die Studienautoren untersuchten die Gehirne von 45 Menschen im Durchschnittsalter von 89 Jahren, die zuvor am Rush Memory and Ageing Project teilgenommen hatten und mittlerweile verstorben waren. 71 Prozent der Patienten waren weiblich, 12 Prozent waren an Alzheimer erkrankt. Die Probanden hatten für die Langzeitstudie alle zwei Jahre für zehn Tage einen Bewegungsmelder getragen. So konnten die Wissenschaftler auch die Schlaf- und Ruhephasen der Probanden überwachen.
Mangel an Nervenzellen reduziert Schlafdauer
Die Forscher vermuteten vor der Studie, dass der sogenannte Intermediate Nucleus einen wichtigen Einfluss auf das Schlafverhalten hat. Ihre Hypothese war nun, dass ein Mangel an Neuronen in dieser Region ursächlich für einen gestörten Schlaf sein könnte. Dies bestätigte sich bei der Autopsie der Gehirne. Die Teilnehmer mit mehr als 6.000 Neuronen schliefen zu Lebzeiten weit besser als die Teilnehmer mit weniger als 3.000 Neuronen. Letztere hatten während ihrer täglichen Ruhephase weniger als 40 Prozent wirklich geschlafen. Identische Ergebnisse stellten die Forscher auch bei verstorbenen Alzheimer-Patienten fest.
Der alters- oder krankheitsbedinge Verlust von Neuronen im Stammhirn scheint also für Schlafprobleme von Senioren mitverantwortlich zu sein. Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zur Laienansicht, dass ältere Menschen aus Prinzip weniger Schlaf benötigen. Tatsächlich scheinen Personen im hohen Alter zwar einen genauso großen Schlafbedarf zu haben wie jüngere Menschen. Allerdings sind sie nicht mehr in der Lage, diesem körperlichen Bedürfnis nachzukommen.
Die Schlafforscher hoffen nun, dass die Erkenntnisse zu neuen Therapieansätzen bei schlaflosen Senioren und Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, führen.
Quelle
Andrew S. P. Lim et al: Sleep is related to neuron numbers in the ventrolateral preoptic/intermediate nucleus in older adults with and without Alzheimer’s disease Brain. 2014
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