12. Pflegekongress in Hamburg
31.10.2014
Jochen Blaich
Etwa 800 Teilnehmer aus ganz Deutschland diskutierten vom 24.10. bis 25.10. über Berufspolitik, Führung, Patientensicherheit und viele weitere Themen. Für CNE.online berichtet Jochen Blaich, Stationsleiter am Klinikum Ludwigsburg-Bietigheim.
Pflegende und ihre Verbände lassen sich von Politikern "Honig um den Mund" schmieren, kritisierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Prof. Heinz Lohmann letzte Woche auf dem 12. Pflegekongress in Hamburg. Er appellierte damit an die Eigenverantwortung der Pflegenden. Der Unternehmensberater für die Gesundheitswirtschaft in Hamburg legte mit seinem Statement den Finger in die Wunde. Dass Pflegeberufe in verschiedenen Beruf-Rankings weit oben liegen, führt er auf einen „Mitleidseffekt“ in der sozialen Wahrnehmung zurück. Beliebt sei die Pflege, aber ihr Einfluss doch sehr gering. Pflegende und Verbände sollten sich mit "Placebos" von politischer Seite nicht länger zufrieden geben und selbst aktiv werden, auch wenn ihre Beliebtheit dann möglicherweise sinke.
Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des "Aktionsbündnisses Patientensicherheit“, wies auf die schlechte Personal- und Arbeitssituation in der Pflege hin, die letztlich auch Patienten gefährde. So wäre die Händedesinfektion etwa bei den knappen Ressourcen häufig nicht im geforderten Maße möglich, was unweigerlich zu nosokomialen Infekten führen könne.
Workshop: Innovative Stationsorganisation
Am Nachmittag konnten die Teilnehmer unter anderem Workshops zur Hygiene besuchen. Angesichts der Vorfälle in der Uniklinik Mannheim zog das Thema viele Zuhörer an. Im Workshop „Innovative Stationsorganisation“ ging es um eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit. Bereits kleine Absprachen könnten laut den Referenten zu besser versorgten Patienten und zufriedeneren Mitarbeitern führen.. Hierbei könne ein „Stundenplan“ helfen, in dem die Kollegen zum Beispiel genau festlegen, bis zu welcher Uhrzeit Patienten entlassen sein müssen.
Der Ebola-Patient am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf
Am zweiten Kongresstag berichteten Vertreter des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) über den stationär behandelten Ebola-Patienten. Die Zuhörer bekamen Einblicke in die logistische und arbeitsintensive Herausforderung. So waren etwa vier Pflegende und zwei Ärzte rund um die Uhr mit dem Betroffenen befasst. Es habe keine Probleme gegeben, freiwillige Mitarbeiter für die Pflege des hoch ansteckenden Patienten zu finden. Wichtig war es den Verantwortlichen, die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter zu berücksichtigen. Den Großteil der Behandlungskosten (300.000 Euro) übernahm die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Spiritual Care braucht Zeit
Am Nachmittag standen „Soft Skills“ im Fokus: Die Kongressteilnehmer beschäftigten sich mit den Themen Empathie une kollegiale Beratung und konnten ergänzend einen Vortrag zur sogenannten „Spiritual Care“ besuchen. Spiritualität ist demnach eine ureigene Aufgabe der Pflege und umfasst die geschulte Wahrnehmung spiritueller Bedürfnisse und Ressourcen der Patienten. Es gehe nicht um Symptome, sondern um „Phänomene“, wie Schmerz, Ekel, Hoffnungslosigkeit, Angst, Scham, Hoffnung und Freude. Pflegende könnten nur dann angemessen auf diese Gefühle der Betroffenen reagieren, wenn sie ausreichend Zeit für den Austausch haben und sich eine Beziehung aufbauen lässt.