Bronchiektasen: keine seltene Erkrankung
18.08.2015
Kristina Mohr
An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und 16 weiteren Zentren entsteht das erste deutsche Register für Bronchiektasenpatienten, genannt "Prognosis". Es soll neue Erkenntnisse über diese Aussackungen der Atemwege schaffen, die lange Zeit zu den seltenen Erkrankungen zählten (definiert als Prävalenz < 5 auf 10.000 Personen).
Bronchiektasen treten zum einen bei Mukoviszidose (englisch Cystic Fibrosis, CF) auf. Sie können aber auch separat vorkommen: Ärzte sprechen dann von sogenannten Non-CF-Bronchiektasen. Dass deren Prävalenz jedoch deutlich höher ist als bisher angenommen, zeigten die Mediziner aus Hannover. Sie veröffentlichten eine Analyse aus Krankenhausdaten, nach der im Jahr 2013 statistisch betrachtet 6,7 von 10.000 Personen an Non-CF-Bronchiektasen litten. Damit handele es sich nicht mehr um eine seltene Erkrankung.
Betroffene leiden stark
Die mit Schleim und Eiter gefüllten Aussackungen der Atemwege führen zu starkem Husten und sind oft chronisch entzündet. Patienten mit Bronchiektasen leiden deshalb häufig stark unter ihrer Erkrankung und der aufwändigen und zeitintensiven Therapie.
Register soll helfen, Patienten besser zu behandeln
Um die Situation der Betroffenen mittelfristig zu verbessern, startete eine Gruppe von Ärzten um Dr. Felix C. Ringshausen, Oberarzt in der Klinik für Pneumologie MHH, vor 3 Jahren mit dem Aufbau des Registers. Gerade im ambulanten Bereich sei es oft eine Herausforderung, Non-CF-Bronchiektasenpatienten zu behandeln. „Wir müssen in Ermangelung von Alternativen häufig Therapien einsetzen, für die es keine formale Zulassung gibt oder die sehr hochpreisig sind“, sagt Dr. Andres de Roux, niedergelassener Pneumologe aus Berlin und Mitglied im Vorstand von Prognosis.
Deutsche Leitlinie geplant
Langfristig möchten die Ärzte mit Hilfe des neu aus dem Register gewonnenen Wissens eine deutschsprachige Leitlinie für die Diagnostik sowie Prognosemarker für Non-CF-Bronchiektasen entwickeln.
Quelle
Prognosis. Bronchiektasen - eine vernachlässigte Krankheit bekommt endlich Aufmerksamkeit. Pressemitteilung vom 23. Juli 2015.
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