Zeitfressern auf der Spur
01.04.2015
Stefanie Zink
Eine Studie der HIMSS Europe Klinikmanagementgesellschaft hat den tatsächlichen Dokumentationsaufwand von Ärzten und Pflegenden im Krankenhaus untersucht. Ergebnis: Pflegende benötigen durchschnittlich 37 Prozent ihrer Arbeitszeit für die Dokumentation, Ärzte noch mehr, nämlich durchschnittlich 44 Prozent.
In Zeitstunden ausgedrückt bedeuten diese Ergebnisse, dass Ärzte durchschnittlich 4 Stunden pro Tag mit Dokumentation beschäftigt sind, Pflegende etwa 3 Stunden.
Aufwand wird unterschätzt
Sowohl Pflegende als auch Ärzte unterschätzen die Arbeitszeit für Dokumentation: So glaubten Pflegende, dass sie 30 Prozent ihrer Arbeitszeit dafür benötigten (tatsächlich 37 Prozent) und Ärzte, dass sie 35 Prozent benötigten (tatsächlich 44 Prozent). 90 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass der Dokumentationsaufwand in den letzten 10 Jahren zugenommen hat. Sie machten dafür sowohl die Ausführlichkeit als auch das Volumen der Dokumentation verantwortlich.
Aufwand nach Dokumentationsarten
Vor allem die Aufnahmen und Entlassungen schlagen bei der Dokumentation zu Buche: Hier konnte ein durchschnittlicher Wert von 43 bzw. 44 Minuten pro Patient am Tag ermittelt werden. 50 Minuten pro Tag verbraucht die Pflege für die Verlaufsdokumentation in der Patientenkurve. Etwa 14 Minuten wird für die Übergabedokumentation aufgewendet.
Hohe Kosten
Die Studienautoren beziffern die Höhe der Dokumentationskosten auf 21 Prozent der Personalkosten. Übertragen auf ein 450 Betten-Krankenhaus mit 26 Mio. Euro Personalkosten für Ärzte- und Pflegedienst, beläuft sich der durchschnittliche Aufwand auf etwa 5,5 Mio. Euro pro Jahr.
Wertvolle Zeit geht durch Suchen verloren
Durchschnittlich verbringen Ärzte und Pflegende 26 Minuten Zeit am Tag mit dem Suchen von Patienteninformationen. Etwa 40 der Pflegenden bemängelten vor allem die Möglichkeit, fehlende Informationen am Computer nachlesen zu können.
Nutzung von EDV
52 Prozent der pflegerischen Dokumentation erfolgt elektronisch; im ärztlichen Bereich sind es knapp 50 Prozent. Etwas weniger als ein Viertel der Befragten waren der Meinung, dass durch die Nutzung von EDV die Übersichtlichkeit und Verfügbarkeit der Daten verbessert wird. Ein fast gleich hoher Anteil sah in der elektronischen Dokumentation eine Zeitersparnis. Aber auch negative Erfahrungen berichteten die Befragten: Die meistgenannten Probleme waren ein erhöhter Zeitaufwand, die Doppeldokumentation und Schwierigkeiten im Umgang mit der EDV.
Auswirkungen auf die Berufszufriedenheit
Rund 27 Prozent der befragten Ärzte nannten die Dokumentationslast als demotivierenden Grund, ihren Arztberuf gerne auszuüben. Aussagen wie „Durch die zunehmende Bürokratie steigt die zeitliche Belastung und es bleibt weniger Zeit für den Patienten“ bestätigen dies.
Quelle
HIMSS Europe. Auf den Spuren der Zeitdiebe im Krankenhaus: Die wahre Belastung durch Dokumentation wird an Deutschen Akutkrankenhäusern unterschätzt. März 2015
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Die Lerneinheit „Schlankere Pflegedokumentation“ stellt die Funktion der Pflegedokumentation vor und zeigt Möglichkeiten auf, wie Sie schneller und effizienter dokumentieren können.
