Pulsmessen kann Vorhofflimmern aufdecken
15.08.2014
Danilo Michalski
Das eigenständige oder durch medizinisches Fachpersonal vorgenommene Pulsmessen kann ein Vorhofflimmern nach einem ischämischen Schlaganfall sehr gut identifizieren. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universitätsklinik Erlangen in einer aktuell veröffentlichten Studie.
Der ischämische Schlaganfall oder Hirninfarkt gilt als häufigste Form des Schlaganfalls. Dabei kommt es zu einer Minderdurchblutung des Gehirns und mangelhafter Sauerstoffzufuhr. Meist stellen solche Hirninfarkte keine Einzelfälle dar, sondern bergen das Risiko erneut aufzutreten. Dies kommt besonders dann vor, wenn die Ursache eine Herzrhythmusstörung, ein sogenanntes Vorhofflimmern, war. Oft lässt sich nach einem Schlaganfall der eigentliche Auslöser nicht mehr mit Sicherheit identifizieren. Studien lassen jedoch vermuten, dass bei vielen Patienten ein unentdecktes Vorhofflimmern ursächlich war.
Dank Erfahrung auffällige Muster erkennen
Laut Wissenschaftlern der neurologischen Universitätsklinik Erlangen lässt sich durch ein wiederholtes Messen des peripheren Pulses jedoch Abhilfe schaffen. Wer wiederkehrend und genau seinen Puls an Handgelenk oder Hals misst, kann ein regelmäßiges Muster von auffälligen Befunden unterscheiden und damit einem erneuten Schlaganfall besser vorbeugen.
An einer entsprechenden Untersuchung nahmen 256 Patienten nach einem akuten ischämischen Schlaganfall und 135 nahe Verwandte der Patienten teil. Sie wurden daraufhin trainiert, charakteristische Anzeichen eines Vorhofflimmerns zu erkennen. Die Ergebnisse der Versuchspersonen wurden mit einer gleichsam stattfindenden Messung durch medizinisches Fachpersonal und einer EKG-Aufnahme verglichen. Die Messung durch Verwandte wies eine Sensivität von 77 Prozent auf, die des medizinischen Fachpersonals lag bei 97 Prozent. Bei den Patienten der Studie konnten 89 Prozent die Messung selbst vornehmen. Sie erzielten eine Sensivität von 54 Prozent.
Vielversprechendes Screening-Hilfsmittel
Insgesamt schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass die Pulsmessung durch Fachpersonal sehr gut geeignet ist, um potentiell gefährliche Muster zu erkennen. Auch die Messung durch geschulte Patienten führte zu einer geringen Rate an falsch-positiven Ergebnissen. In Kombination mit einer darauffolgenden EKG-Untersuchung steht damit ein vielversprechendes Screening-Hilfsmittel zur Verfügung, dass die medizinische Vorsorge eines erneuten ischämische Schlaganfalls deutlich verbessern kann.
Quelle
Kallmünzer, B, Bobinger, T et al.: Peripheral pulse measurement after ischemic stroke. A feasibility study. Neurology, 12. August 2014, Vol. 83, Nr. 7, S. 598-603.
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