Den Rücken schützen
10.04.2015
Stefanie Zink
Neue Erkenntnisse zu Rückenbelastungen und rückenschonenden Arbeitsweisen haben zwei Studien am Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund gezeigt. Matthias Jäger und seine Arbeitsgruppe konnten in zwei verschiedenen Studien nachweisen, dass bislang als unbedeutend geltende Arbeitstätigkeiten bereits die Lendenwirbelsäule gefährden, und dass eine symmetrische und körpernahe Arbeitsweise sowie die Verwendung von kleinen Hilfsmitteln am schonendsten für den Rücken sind.
Deutsche Wirbelsäulen-Richtwertstudie
In der „Deutschen Wirbelsäulen-Richtwertstudie“ wurde der Zusammenhang von berufsbedingten körperlichen Belastungen als Ursache für Wirbelsäulenerkrankungen untersucht. Dazu maßen die Forscher die individuellen Belastungen durch Körperhaltungen, Lastgewicht sowie Dauer und Häufigkeit der Belastungen bei 1200 Personen. Ihr Ergebnis: Bei allen gemessenen Parametern beginnt das Überlastungsrisiko früher als bisher gedacht. Auch Tätigkeiten wie Ziehen, Schieben, Werfen und Fangen, die bisher nicht berücksichtigt wurden, hatten einen Einfluss auf das Überlastungsrisiko. Sie empfehlen deshalb, dass die kumulierten Belastungen pro Arbeitstag bei Männern auf ein Drittel, bei Frauen sogar auf ein Siebtel reduziert werden sollten. Pflegende sollten deshalb stets schonend ihren Rücken einsetzen, aber auch sinnvolle körperliche Belastungen erhalten, um Fehlbeanspruchungen zu verhindern.
Dritte Dortmunder Lumbalbelastungsstudie
Hier untersuchten Jäger und seine Arbeitsgruppe neun Bewegungsabläufe bei beruflich Pflegenden. Mit dem „Dortmunder Messblatt“ bestimmten sie die Kräfte, die auf die Lendenwirbelsäule bei Pflegetätigkeiten wie dem Patiententransfer einwirken. Darauf aufbauend maßen sie die Belastungsverminderung durch den Einsatz von Hilfsmitteln, wie zum Beispiel Gleitmatte oder Rutschbrett. Sie stellten fest, dass körpernahes und symmetrisches Arbeiten unter Verwendung von kleinen Hilfsmitteln am rückenfreundlichsten ist. Arbeiteten die Pflegekräfte nach konventionellem Muster, wiesen sie die ungünstigsten Werte auf. Es konnte festgestellt werden, dass keine der Tätigkeiten eine akzeptable Belastungsgrenze erreichen konnte. Die Forscher empfehlen deshalb, dass alle, aber besonders ältere Mitarbeiter, eine biomechanisch angemessene Arbeitsweise mit der Verwendung von Hilfsmitteln unbedingt einhalten sollten, um ihren Rücken nicht zu überlasten.
Quellen
- Schreiber V. Rückenprävention, bevor die Pflegekraft zum Pflegefall wird. Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Im Internet: https://idw-online.de/de/news628947
- Jäger M. Gesundheitsrisiken für den Rücken wurden bisher unterschätzt. Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Im Internet: http://www.ifado.de/
Mehr in CNE.online
In der Lerneinheit „Bevor der Job krank macht“ finden Sie weitere Ergebnisse zur Rückenbelastung und wie eine rückenschonende Arbeitsumgebung im Krankenhaus gestaltet werden kann.
