Suchterkrankungen im Pflegealltag
28.08.2015
Danilo Michalski
Experten der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHO NRW) haben Handlungsempfehlungen erarbeitet, die Mitarbeiter von Altenpflegeeinrichtungen im Umgang mit suchtkranken Bewohnern unterstützen sollen. Kern der Empfehlungen ist ein Ablaufplan für Pflegende, der neben aufklärenden Informationen und Verhaltensvorschlägen auch potenziell verantwortliche Personengruppen und notwendige Dokumente auflistet.
Laut einer Studie hat in rund 80 Prozent aller ambulanten sowie teil- und vollstationären Altenpflegeeinrichtungen mindestens ein Bewohner ein Suchtproblem. Der Anteil an Menschen mit Suchterkrankungen in den Einrichtungen wird mit 14 Prozent beziffert (Kuhn S, Hassen C 2009). Zu den Suchterkrankungen zählen unter anderem übermäßiger Alkoholkonsum und Medikamentenmissbrauch. Ausgehend von der demografischen Entwicklung wird die Anzahl problematisch Konsumierender in den kommenden Jahren vermutlich weiter steigen. Diese Entwicklung stellt Pflegekräfte täglich vor große Herausforderungen. Wie sollen sie sich am besten gegenüber den Suchtkranken verhalten? Die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen hat diesbezüglich im Projekt „Sucht im Alter: Netz- und netzwerkbasierte Optimierung der ambulanten, teilstationären und stationären Pflege (SANOPSA)“ Handlungsempfehlungen erarbeitet, die Pflegende unterstützen sollen.
Erster Schritt: Suchtproblematik erkennen
Ein erster wichtiger Schritt ist das frühzeitige Erkennen einer Abhängigkeit. Hierzu sollten Pflegende bereits bei Aufnahme den Gebrauch von Suchtmitteln standardmäßig erfragen. Da jedoch die Mehrzahl der Betroffenen nicht offen mit dem Problem umgeht, müssen Altenpflegeeinrichtungen ihre Mitarbeiter im Erkennen von Suchterkrankungen und Entzugserscheinungen sensibilisieren und schulen. Pflegende sollten beispielsweise erkennen können, ob physische und psychische Symptome (zum Beispiel zitternde Hände, aggressives Verhalten) auf altersbedingte Veränderungen oder eine Abhängigkeit zurückzuführen sind. Gegebenenfalls sollten Sie ein Screening durchführen. Hierzu enthalten die Handlungsempfehlungen der KatHO NRW auch zahlreiche Frage- und Dokumentationsbögen sowie Checklisten, die den Pflegenden den Umgang mit suchtkranken Bewohnern erleichtern sollen.
Angemessene Kommunikation
Wichtig ist auch eine angemessene Kommunikation mit den Betroffenen. Mit einer verständnisvollen Grundhaltung sollten die Pflegenden Vertrauen aufbauen. Nur so kann der Suchtkranke auch erreicht werden. Zu klären ist, ob die Klienten eine Einstellungsänderung und den Wunsch nach Veränderung anstreben, und ob sie gegebenenfalls therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Die Pflegenden sollten die Betroffenen bei der Suche nach Therapiemöglichkeiten unterstützen. Möchte der Bewohner keinen Entzug machen, sollten Pflegende ihn bei der Reduzierung seines Konsums in der Einrichtung unterstützen. Wichtig ist, dass die jeweiligen Einrichtungen die einzelnen Verantwortungsbereiche besprechen und festlegen.
Quellen
- Keller K, Hoff T, Isfort M, Kuhn U, Färber N. Handlungsempfehlungen und Pflegekonzepte zum Thema Sucht im Alter in der Altenhilfe und Altenpflege. Präsentation vom 06.03.2015 auf dem Kongress Armut und Gesundheit, Berlin
- Kuhn S, Hassen C. (2009). Repräsentative Erhebung zum Umgang mit suchtmittelabhängigen älteren Menschen in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Abschlussbericht. Hamburg: Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung an der Universitätsklinik Hamburg.
Mehr in CNE.online
- Die Lerneinheit „Herausforderung Suchtpatient“ gibt einen Überblick über Suchterkrankungen, ihre Entstehung und Therapie.
- Die Lerneinheit „Patienten mit Alkoholproblemen“ geht speziell auf die Entzugsbehandlung von Suchtkranken ein.
