Pflegegehälter: große Unterschiede
29.01.2015
Kristina Mohr
Große Gehaltsunterschiede der Beschäftigten in den Pflegeberufen zwischen Ost und West, zwischen Alten- und Krankenpflegern und zwischen Fachkräften und Pflegehelfern offenbart die Studie „Was man in den Pflegeberufen in Deutschland verdient“. Ein weiteres Fazit der Forschergruppe des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist: Pflegende arbeiten deutlich öfter in Teilzeit als andere Berufsgruppen. Und: Fachkräfte verdienen in ambulanten Pflegediensten bis zu 30 Prozent weniger als in Krankenhäusern. Die Studie entstand im Auftrag des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Karl-Josef-Laumann.
Besonders ausgeprägt ist diese Gehaltsdifferenz in den östlichen Bundesländern: Im Mittel verdient dort eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in der Krankenpflege 2.738 Euro, in der Altenpflege sind es 1.945 Euro (28,9 Prozent weniger). Im Westen ist dieser Verdienstunterschied zum einen mit 18,2 Prozent (Westen: 3.139 Euro/Osten: 2.568 Euro) weniger ausgeprägt, zum anderen verdienen Pflegekräfte generell durchschnittlich besser.
Krankenpflegegehälter liegen über Durchschnittslohn
Im Vergleich zum durchschnittlichen Bruttolohn aller Beschäftigten zeigt sich, dass Krankenpflegende besser bezahlt werden: Sie verdienen im Mittel in den östlichen Bundesländern 18,1 Prozent mehr; im Westen ist der Abstand mit 1,4 Prozent allerdings deutlich geringer. Altenpfleger dagegen bekommen in Ost (-16,1 Prozent) und West (-17 Prozent) weniger Geld als der Durchschnitt der Beschäftigten. Eine weitere Auffälligkeit: Altenpflegefachkräfte verdienen nur geringfügig mehr als Pflegehelfer in der Krankenpflege.
Mehr Teilzeitarbeitende als in anderen Branchen
Deutlich über dem Anteil für alle Beschäftigten liegen die Teilzeitanteile in den Pflegeberufen. Laut Studie sind dafür im Westen vor allem persönliche und familiäre Verpflichtungen ursächlich. In des östlichen Bundesländern arbeiteten hingegen viele Pflegende unfreiwillig in Teilzeit.
Pflegende im ambulanten Bereich sind benachteiligt
Durchschnittlich 30 Prozent weniger erhalten Fachkräfte in ambulanten Pflegediensten im Vergleich zu Pflegenden, die im Krankenhaus arbeiten.
Weniger Geld für Frauen
Das Gehalt von Frauen ist durchweg geringer als das ihrer männlichen Kollegen. Die Differenz ist in der Krankenpflege größer als in der Altenpflege.
DBfK sieht Verhandlungspotenzial für Pflegende
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) begrüßt in einer Pressemitteilung die Studie, da sie für mehr Transparenz in der Gehältersituation sorge. Ursächlich für die Unterschiede seien verschiedene Tarifabschlüsse, aber vor allem auch das Fehlen von solchen. In diesen Fällen verhandelten Träger von Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und Krankenhäusern mit den Kassen direkt über die Leistungsvergütung. Schlechte Gehälter seien dann, neben dem Stellenabbau, „ein probates Mittel, um Einsparungen vorzunehmen". Hier biete sich jedoch auch eine Chance für Pflegekräfte, die in Zeiten von Personalknappheit durchaus erfolgreich mit Arbeitgebern über bessere Leistungen verhandeln könnten. Der hohe Personalmangel biete auch das Potenzial, Teilzeitstellen aufzustocken. Allerdings fordert der DBfK eine Verbesserung der Stellenpläne und Arbeitsbedingungen. Denn nur, wenn es mehr Stellen gäbe und die einzelne Pflegekraft weniger Patienten oder Bewohner zu betreuen hätte, würde es wieder attraktiver werden, mehr Stunden pro Woche zu arbeiten.
