Unzureichende Besetzung im Nachtdienst
10.03.2015
Thomas Koch
In 255 Kliniken überprüfte die Vereinte Dienstleistungsgesellschaft (ver.di) die Besetzung in Nachtdiensten. Ergebnis der Stichprobe: Eine Pflegende war in 55 Prozent der Fälle allein für 25 Patienten zuständig.
In deutschen Kliniken sind Nachtdienste vielfach erheblich unterbesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt ver.di nach einer Untersuchung in 255 Kliniken. In der vergangenen Woche führte die Gewerkschaft Stichproben in der Nacht vom 5. auf den 6. März durch. Da in mehr als der Hälfte der Fälle 25 Patienten von nur einer Pflegenden versorgt wurden, fordert ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler: „Das Patientenwohl ist immer häufiger ernsthaft gefährdet. Die Politik muss jetzt endlich mit verbindlichen Personalvorgaben für Sicherheit und Entlastung sorgen.“
Intensivpflegende versorgten im Schnitt 3,3 Patienten
Besonders riskant sei die mangelhafte Besetzung in der Nacht auf Intensivstationen. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenpflege (DGF) empfiehlt für diese Bereiche, dass eine Pflegende für maximal zwei Patienten zuständig sein müsse, bei beatmeten Patienten soll es nur ein Patient pro Pflegekraft sein. Die ver.di-Stichprobe ergab, dass im Durchschnitt eine Pflegende tatsächlich 3,3 Patienten versorgt. Da die geringe Besetzung laut ver.di zu starken Belastungen der Beschäftigten und Hygienemängeln führe, appelliert Bühler in Richtung Politik: „Was wir jetzt brauchen, ist eine gesetzliche Personalbemessung.“ Es wäre zudem aus Sicht von ver.di nötig, dass das Pflegepersonal finanziell deutlich mehr erhalte, als die im Rahmen der Krankenhausreform geplanten 660 Millionen Euro.
DKG kritisiert Vorgehen von ver.di als unseriös
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisiert die Stichprobenaktion von ver.di. Die Mitarbeiter wären mit suggestiven Fragebögen kontaktiert worden, damit Defizite unterstellt werden können. DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum äußerte sich wie folgt zur Stellenproblematik in Krankenhäusern: „Die Sicherheit der Patienten und die Einhaltung der dazu bestehenden Vorschriften hat für die Krankenhäuser allerhöchste Priorität. Es steht aber außer Frage, dass personelle Engpässe existieren können. In den Kliniken sind ca. 5.000 Stellen in der Pflege unbesetzt. Nicht, wie ver.di behauptet, um Kosten einzusparen, sondern weil vielerorts Pflegekräftemangel herrscht.“
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Welche gesetzlichen Regelungen zur Nachtarbeit bestehen, erfahren Sie in der Lerneinheit "Spezifika im Nachtdienst".
