Pflegekammer in Schleswig-Holstein
19.01.2015
Thomas Koch
Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften rufen Pflegende in Schleswig-Holstein dazu auf, vor dem Landtag zu demonstrieren, um die Selbstverwaltung der Pflege zu verhindern. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) kritisiert die Einmischung durch die Gegner der Pflegekammer.
Am 16. Dezember 2014 stimmte die Landesregierung in Schleswig-Holstein dem Gesetzentwurf zur Errichtung einer Pflegeberufekammer in zweiter Kabinettsbefassung zu. Nun liegt der Entwurf dem Landtag vor. Am Mittwoch werden die Abgeordneten im Landtag in erster Lesung darüber beraten. Damit steht nach Rheinland-Pfalz ein weiteres Bundesland kurz davor, eine Pflegekammer zu errichten. Gegen eine Selbstverwaltung der Pflege sprechen sich Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände aus. Heute riefen der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) und die Gewerkschaft ver.di alle Pflegenden in Schleswig-Holstein dazu auf, am Mittwoch gegen die Pflegekammer zu demonstrieren. Aus Sicht der Gegner würde eine Kammer den bestehenden Mangel an Fachkräften in der Pflege noch verschärfen. Franz Bettinger, Leiter der Landesgeschäftsstelle des bpa, sagte dazu in einer Erklärung des bpa: „Hohe Kammerbeiträge, eine Zwangsmitgliedschaft, teure Zwangsfortbildungen und noch mehr Berufspflichten ohne Gegenleistung schrecken den Fachkräftenachwuchs ab und frustrieren die vorhandenen Fachkräfte. Die Branche leidet ohnehin an zu viel Bürokratie, und nun sollen die Pflegenden für ein neues Bürokratiemonster auch noch selbst zahlen.“
DBfK: Einmischung durch Arbeitgeber ist „unerträglich“
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hebt hervor, dass sich die Mehrheit der Pflegenden in Schleswig-Holstein für die Errichtung der Pflegekammer ausgesprochen habe. Dass sich Arbeitgeber nun mit der Frage auseinandersetzen, ob der Pflege selbst eine Kammer überhaupt zustehe, sei „für sich genommen schon unerträglich“. Zudem wehrt sich der Berufsverband gegen die Behauptung, die Kammerbestrebung führe dazu, dass der Pflegeberuf selbst weniger attraktiv erscheine.
DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein betonte dazu in einer Mitteilung des DBfK: „Die dramatische Situation der beruflichen Pflege haben andere zu verantworten. Wenn wir eine zukunftsfähige Pflege auf einem hohen Qualitätsniveau haben wollen, werden es alle aushalten müssen, dass die Pflege sich besser selber darum kümmert.“
