Haarerhalt trotz Chemotherapie
28.05.2015
Anna Prager
Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind und infolge der notwendigen Chemotherapie einen Haarverlust erfahren, leiden besonders stark unter dieser Nebenwirkung. Hoffnung verspricht nun das DigniLife®-Konzept der therapiebegleitenden Kopfhautkühlung: Es vermindert Haarausfall und verhilft Betroffenen zu mehr Lebensqualität, Würde und Normalität. Spezialisten der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) berichten in einer aktuellen Pressemitteilung über positive Erfahrungen.
Bereits in den neunziger Jahren setzte die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erstmals Hauben zur Kopfhautkühlung ein. Während der gewünschte Erfolg damals ausblieb, erzielen Ärzte und Pflegekräfte nun mit der neuen Gerätegeneration und dem DigniLife®-Konzept der Firma Sysmex gute Ergebnisse.
Kern des Konzepts ist das DigniCap™ System. Es besteht aus einer Kühl- und Kontrolleinheit, einer Silikonkappe sowie einer passenden Neoprenkappe. Der Mechanismus: Die Kontrolleinheit leitet ein Kühlmittel in die Kanäle der Silikonkappe und gewährleistet eine stetige Zirkulation. Sensoren in der Silikonkappe kontrollieren und regulieren die Temperatur, während die Neoprenkappe für eine gute Passform sorgt und temperaturisolierend wirkt.
Kappe sorgt für kühlen Kopf
19 Patientinnen haben sich an der MHH-Frauenklinik innerhalb des einjährigen Erprobungszeitraums bereits einer therapiebegleitenden Kopfhautkühlung unterzogen. Sie trugen die DigniCap® während der intravenösen Chemotherapie, also jeweils etwa 30 Minuten vor bis 60 Minuten nach Gabe des Medikaments. So gelang es, die Kopfhaut der Patientinnen gleichmäßig, konstant und flächendeckend auf drei bis fünf Grad Celsius zu kühlen. „Durch die Kälte verengen sich die örtlichen Blutgefäße und der Stoffwechsel wird heruntergefahren“, erklärt Professorin Park-Simon, stellvertretende Klinikdirektorin und Bereichsleiterin Gynäkologische Onkologie, den Wirkmechanismus. „Dadurch wird das Medikament lokal nicht so gut aufgenommen und kann auch nicht in vollem Umfang wirken. So werden die Haarwurzeln geschont.“
Haarerhalt schafft Lebensqualität
Das Verfahren der Kopfhautkühlung kann den Haarverlust nicht vollständig vermeiden, ihn aber deutlich eindämmen. Laut Herstellerangaben der Firma Sysmex wurde die Kühlbehandlung der Kopfhaut während einer Chemotherapie innerhalb der vergangenen zehn Jahre bei über 6.000 Patienten in verschiedenen europäischen Ländern, Asien und Südamerika evaluiert. Die Ergebnisse: Der Großteil der Behandelten behielt so viele Haare, dass weder eine Perücke noch ein anderer Kopfschutz erforderlich waren.
Auch die Spezialisten der MHH-Klinik sehen das Potenzial des Behandlungskonzepts. Sie wissen, wie schwer es für erkrankte Frauen ist, den Haarverlust ins ohnehin veränderte Körperbild zu integrieren. Umso erfreulicher die Erfolgsrate des DigniLife®-Konzepts: Mehr als die Hälfte aller Patientinnen, die sich für die Kopfhautkühlung entschieden, konnten auf eine Ersatzkopfbedeckung wie Perücke, Kopftuch oder Hut verzichten. Der Haarerhalt verhalf betroffenen Frauen zu mehr Lebensqualität, Würde und Normalität.
Quellen
- Medizinische Hochschule Hannover: Pressemitteilung vom 27.05.2015
- Produktinformation der Firma Sysmex: DigniLife – Prävention von Chemotherapie-induziertem Haarverlust
Mehr in CNE.online
Informieren Sie sich in der Lerneinheit „Hautveränderungen, Alopezie und onkologische Notfälle“ über therapiebedingten Haarausfall und Möglichkeiten pflegerischer Unterstützung.
