Fachkräftemangel in der Pflege
23.04.2015
Anne-Rose Funk
Die Prognose einer aktuellen Statistik des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zum Thema Demografie ist alarmierend. Schon in wenigen Jahren kann es zu einem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen kommen. Demnach könnte schon in fünf Jahren jede fünfte Krankenpflegestelle unbesetzt bleiben, in 15 Jahren sogar jede dritte.
Die Gesamtbevölkerung in Deutschland wird immer weniger – dafür aber älter. Mit der steigenden Zahl älterer Menschen wächst auch der Bedarf an medizinischen und pflegerischen Leistungen. Doch es wird laut Statistik des BMWi in den nächsten Jahren immer weniger Ärzte und qualifiziertes Pflegepersonal geben. Bei gleichzeitig wachsender Nachfrage eine besorgniserregende Entwicklung.
Fachpersonal rückläufig
Wird die Entwicklung gemäß den Zahlen des BMWi verlaufen, wird es in Deutschland bereits 2020 einen akuten Mangel an Fachkräften geben. Weniger Nachwuchskräfte und steigender Versorgungsbedarf werden in weiteren zehn Jahren noch mehr Stellen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen unbesetzt lassen. 2030 werden demnach schon 35 Prozent der Stellen bei Gesundheits- und Krankenpflegern vakant bleiben, bei Krankenpflegehelfern sogar 39 Prozent. Nicht besser sieht es bei den Ärzten aus: Fachärzte und Hausärzte werden nicht annähernd dreiviertel des eigentlichen Bedarfs abdecken können.
Zuwachszeiten sind vorbei
Noch bis vor wenigen Jahren konnten deutsche Pflegeeinrichtungen immer mehr qualifizierte Pflegekräfte einstellen. Mit einem Zuwachs von rund 13 Prozent lag Deutschland von 2003 bis 2011 im Vergleich mit 12 anderen europäischen Ländern sogar überdurchschnittlich auf Platz vier. Nur in Slowenien wurden geringfügig mehr Pflegekräfte als in Deutschland eingestellt, in Frankreich und Spanien mit über 20 Prozent deutlich mehr, während in der Slowakei und in Großbritannien die Zahl der Beschäftigten sogar abnahm.
Dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenwirken
Um Versorgungsengpässen vorzubeugen, wollen Politik und Gesundheitswirtschaft den Pflegeberuf attraktiver machen. Arbeitsbedingungen sollen verbessert, Gehälter erhöht werden. Fachkräfte aus dem Ausland zu holen ist ein weiterer Ansatz. Die Statistik des BMWi über Pflegeabsolventen in 17 europäischen Ländern zeigt, dass das Interesse am Pflegeberuf in neun Nachbarländern offensichtlich sehr viel größer ist als hierzulande.
Betrachtet wurde die Anzahl der Auszubildenden, die 2012 eine anerkannte Pflegausbildung abgeschlossen hatten. Mit 32 Absolventen pro 100.000 Einwohner lag Deutschland im hinteren Mittelfeld und wird wohl in Zukunft Pflegende aus anderen Ländern anwerben müssen. Diese Fachkräfte könnten aus Finnland, der Schweiz oder Slowenien kommen. Dort haben mehr als doppelt so viele Personen – bezogen auf 100.000 Einwohner - einen qualifizierten Abschluss in der Gesundheits- und Krankenpflege erworben als in Deutschland.
Quelle
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Gesundheitswirtschaft Zahlen & Fakten 2014.
