Selbstbewusstsein in der Pflege
09.11.2017
Jochen Blaich
Ein kleines Jubiläum, bereits zum 15. Mal fand in Hamburg der Gesundheitspflege-Kongress statt. Wie können Pflegende mehr Selbstbewusstsein aufbauen? Darum ging es im Eröffnungsvortrag von Prof. Renate Tewes.
Zum Kongress kamen über 1000 Teilnehmer, was das große Interesse an den Themen zeigte.
In ihrem Grußwort betonte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, dass Pflege endlich in der Politik „angekommen sei“ und es dringend bessere Rahmenbedingungen (Stichwort Untergrenze beim Personal) und eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte bräuchte.
Des Weiteren ging es berufspolitisch um die bestehenden oder sich im Aufbau befindenden Pflegekammern. Hier stellte Frau Katrin Havers, die im Einrichtungsausschuss der Pflegekammer in Niedersachsen den Vorsitz hat, den aktuellen Zwischenstand vor und Burkhardt Zieger, Geschäftsführer der Regionalverbandes Nordwest des DBfK berichtete über die Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern.
Mehr Selbstbewusstsein
Selbstbewusstsein in der Pflege stand als Leitthema über dem Kongress und verschiedene Referenten betonten, wie wichtig es sei, dass die Pflegeberufe selbstbewusst und auf Augenhöhe auftreten. Eine Aussage wie „Ich bin nur Pflege“ sollte der Vergangenheit angehören.
Fachkräftemangel
In der begleitenden Fachausstellung warben viele Aussteller um neue Mitarbeiter. Zum Thema Fachkräftemangel wurden Themen, wie man Nachwuchs gewinnen und/oder Mitarbeiter im Betrieb halten kann (zum Beispiel mit neuen Arbeitszeitmodellen) diskutiert.
Sind ausländische Fachkräfte ebenfalls das Mittel, um offene Stellen zu besetzen? Hier wurde heftig und kontrovers diskutiert, auch die Ängste der einheimischen Pflegekräfte bekamen hier eine Stimme. Ein Pflegedirektor rechnete detailliert vor, dass man ca. 40.000 € investieren muss, bis sich eine Fachkraft aus dem Ausland „rechnet“.
Neues aus den Fachthemen
Bei den fachbezogenen Themen wie „Der geriatrische Patient“ ging es um die Herausforderung, wie Pflegende mit demenziell erkrankten Patienten auf Station umgehen können, wobei die Probleme offen benannt wurden.
Beim Themenkomplex „Palliative care“ wurden Symptome und Therapien in der finalen Lebensphase und neue pflegerische Konzepte vorgestellt.
Über die Wirkung und den Nutzen von Pflege („Was tun wir eigentlich?“) ging es in einer Diskussionsrunde mit Vertretern aus der Pflegewissenschaft, Pflegepraxis, Betriebswirtschaft, Patienten und Kostenträgern. Hier wurde deutlich, dass viele Maßnahmen durch Pflegehandlungen nicht evidenz-basiert messbar sind. Als Beispiel wurde genannt, dass Ärzte die Wirkung von Medikamenten in randomisierten-kontrollierten Studien belegen können, dagegen hat die Pflegewissenschaft nicht diese Möglichkeit der RCT-Studien, z.B. bei der Wirkung von Antidekubitusmatratzen.
Auch sind für die Pflege manchmal „banale“ Dinge wichtig. So berichtete ein Vater von seinem kranken Kind, das sich leicht einen Atemwegsinfekt zuzog. Hier wurde mit dem Pflegedienst vereinbart, nur zu lüften, wenn der Sohn nicht im Zimmer war. So bekommt das einfache „Fenster aufmachen“ hier eine elementare, fast lebenswichtige Bedeutung.
Zusammengefasst stellte der Kongress, sehr viele Bereiche der Pflege abwechslungsreich und gut dar.

