Demenz betrifft auch Kinder und Jugendliche
20.09.2016
Thomas Koch
Seit gestern finden anlässlich der Woche der Demenz bundesweit Aktionen statt, die unter anderem für die Situation der Betroffenen und ihrer Familie sensibilisieren sollen. Bei mehr als einem Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist ein Angehöriger an Demenz erkrankt. Dies zeigen die Ergebnisse einer Umfrage, die das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) durchgeführt hat.
Mehr als tausend Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren beteiligten sich an der Untersuchung. Die Situation des an Demenz erkrankten Angehörigen stellt für viele Teilnehmer eine Belastung dar. 58 Prozent sind traurig darüber, wie sich der Betroffene krankheitsbedingt verändert hat. 30 Prozent haben den Eindruck, nicht genau zu wissen, wie sie sich gegenüber dem Familienmitglied verhalten sollen. Hinzu kommt für jeden Vierten die Sorge, dass dem Angehörigen etwas zustoßen könnte. Die Teilnehmer sollten aussagen, welche Unterstützung sie in Anspruch nehmen würden, wenn sie für die Sorge des Betroffenen verantwortlich wären. Zwei Drittel der Befragten mit einem an Demenz erkrankten Familienmitglied gaben an, eine ambulante Pflegefachkraft hinzuzuziehen. Fast die Hälfte wünscht sich einen Ansprechpartner, der die Familie zur Pflege und Versorgung des Angehörigen berät. Ein Viertel kann sich vorstellen, Internetchats oder Foren zu nutzen, um Informationen zu suchen, jeder fünfte Befragte ein Sorgentelefon in Anspruch nehmen.
Altersgerechte Aufklärung für Kinder und Jugendliche
"Als Gesellschaft müssen wir Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, gut mit dem Thema Demenz umgehen zu können. Die Aufklärung muss daher altersgerecht zum Beispiel im Kindergarten oder in der Schule beginnen. Neben der Familie müssen auch unsere sozialen Unterstützungssysteme dafür sorgen, dass auf akute Sorgen und Fragen von Kindern richtig reagiert werden kann“, sagt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege. Als positives Ergebnis der Befragung lässt sich anführen, dass 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen angaben, dass sie durch den Umgang mit dem erkrankten Familienmitglied viel dazulernen. Jeder Siebte sagte, dass die Erkrankung die Familie stärker zusammengebracht hat.
Quelle
Zentrum für Qualität in der Pflege
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