Strahlentherapie bei Gehirnmetastasen
12.09.2016
Celina Liepold
Inoperable Gehirnmetastasen infolge eines Bronchialkarzinoms werden häufig durch die Bestrahlung des gesamten Gehirns therapiert. Eine neue Studie stellt diesen Behandlungsansatz nun komplett in Frage. Die Ergebnisse einer englischen Studie zeigen, dass die Bestrahlung weder die Lebensdauer noch die Lebensqualität der Betroffenen positiv beeinflusst.
Bei einem Bronchialkarzinom mit Hirnmetastasen ist die Bestrahlung des gesamten Gehirns eine gängige Therapiemaßnahme. Die Wissenschaftler der Medical Research Council Clinical Trials Unit untersuchten von 2007–2014 insgesamt 538 betroffene Patienten. Um Nebenwirkungen der Erkrankung zu lindern, erhielten alle Teilnehmer palliative Maßnahmen (inklusive Steroide). Nur die Hälfte der Patienten erhielt für die Studie zusätzlich eine Strahlenbehandlung des Gehirns.
Weitverbreitete Therapie muss überdacht werden
Die Patientengruppe mit Bestrahlung wies keinen signifikanten Unterschied zu der Gruppe mit ausschließlich palliativer Therapie auf. Weder die Lebensdauer noch die Lebensqualität konnte durch die Behandlung verbessert werden. Dies galt u.a. besonders für Patienten über 70 Jahren. Lediglich Patienten unter 60 Jahren hatten im Durchschnitt eine bis zu 3 Wochen längere Lebenserwartung. Dennoch könnte man diese Therapie, laut den Forschern, auch Patienten mit einer guten Ausgangssituation (guter Allgemeinzustand, niedrige Anzahl der Metastasen etc.) nicht routinemäßig empfehlen, da der Erfolg der Therapie nicht eindeutig nachweisbar war.
Bei fast 500.000 Menschen weltweit sind Hirnmetastasen diagnostiziert. Die Erkenntnisse aus der Studie werden weitreichende Auswirkungen auf die Behandlung der Betroffenen haben. Als eine alternative Therapiemethode ist bereits die Radiochirurgie in der Diskussion, die auch nur gezielte Areale bestrahlen kann und mit weniger Nebenwirkungen einhergeht. Fazit der Studie: Der behandelnde Arzt muss gemeinsam mit dem Patient die Therapiemaßnahmen abwägen und eine individuelle Entscheidung treffen, dabei können die Erkenntnisse aus der Studie helfen.
Studie
Mulvenna P, Nankivell M, Barton R, Faivre-Finn C, Wilson P, McColl E, Moore B, Brisbane I, Ardron D, Holt T, Morgan S, Lee C, Waite K, Bayman N, Pugh C, Sydes B, Stephens R, Parmar M-K, Langley R-E; Dexamethasone and supportive care with or without whole brain radiotherapy in treating patients with non-small cell lung cancer with brain metastases unsuitable for resection or stereotactic radiotherapy (QUARTZ): results from a phase 3, non-inferiority, randomised trial. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30825-X; 04.09.2016
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