Typ-1-Diabetes
17.11.2016
Thomas Koch
Meist wird der Typ 1 Diabetes erst dann diagnostiziert, wenn akute Symptome bei den Betroffenen auftreten, die häufig intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Frühzeitige Kontrollen des Blutzuckerspiegels, die bereits im präsymptomatischen Stadium durchgeführt werden, senken das Risiko für gefährliche Stoffwechselentgleisungen. Zudem kann eine Insulintherapie im Frühstadium die Gefahr von Folgeerkrankungen verringern. Darauf weist das Helmholtz Zentrum München hin.
Wie das Forschungszentrum mitteilt, kann der Typ-1-Diabetes bereits Monate bis Jahre vor Auftreten der Symptome im Blut festgestellt werden. „Lassen sich mehrere der Diabetes-assoziierten Autoantikörper gegen Insulin, GAD, IA-2 und ZnT8 nachweisen, ist sehr wahrscheinlich mit dem späteren Auftreten eines klinisch-symptomatischen Typ 1 Diabetes zu rechnen“, erläutert die Direktorin des Instituts für Diabetesforschung, Prof. Anette-G. Ziegler. In Langzeitstudien habe sich dazu folgendes nachweisen lassen: Rund 70 Prozent der Patienten, die als Kind oder Jugendlicher an Typ-1-Diabetes erkrankten, wiesen bereits im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren spezifische Antikörper im Blut auf.
Reihenuntersuchungen im Rahmen der Fr1da-Studie
Professor Ziegler setzt sich für Reihenuntersuchungen von Kindern in dieser Altersgruppe ein, damit präventive Therapiemaßnahmen ebenfalls vor Ausbruch der Krankheitsbeschwerden greifen können. „Ein Manko ist, dass gegenwärtig nur etwa 10 bis 15 Prozent der betroffenen Kinder mit Autoantikörpern die Teilnahme an Präventionsstudien angeboten wird, weil sich diese Studien in der Regel nur an Verwandte von Patienten mit Typ-1-Diabetes richten. Mit dem bayerischen Pilotprojekt Fr1da haben wir erstmalig den Versuch unternommen, allen Kindern mit einem unentdeckten Frühstadium der Erkrankung zu helfen.“ Im Rahmen der Fr1da-Studie wird allen Kindern in Bayern, die zwischen zwei oder fünf Jahren alt sind, ein Früherkennungstest durch die behandelnden Kinderärzte angeboten. Vergleichbare Untersuchungen in anderen Bundesländern (Fr1dolin-Studie in Niedersachsen, Freder1k-Studie in Sachsen) zielen ebenfalls auf die frühe Erkennung und Behandlung des Typ-1-Diabetes ab.
Frühzeitige Therapie mit Insulinpulver
Wenn der Typ 1 Diabetes bei Kindern bereits in einem frühen Stadium entdeckt wird, können sie an einer Präventionsstudie mit oralem Insulin teilnehmen (www.typ1diabetes-verhindern.de). Im Frühstadium zeige die Behandlung mit Insulinpulver bessere Erfolge als zum Zeitpunkt der klinischen Diagnose, erläutert der Diabetesforscher Dr. Peter Achenbach. Um den Erfolg von Immuntherapien besser überprüfen zu können, sollten seiner Meinung nach Biomarker weiterentwickelt werden, die Aufschluss über Veränderungen des Stoffwechsels und des Immunsystems nach Behandlungsbeginn geben. Die Wissenschaftler haben einen Zweistufen-Test entwickelt, um die Reihenuntersuchungen zu ermöglichen. Das Verfahren kommt in der Fr1da-Studie zum Einsatz, 100.000 Blutproben sollen so untersucht werden.
Quelle
Helmholtz Zentrum München
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Diabetes mellitus ist ein komplexes Krankheitsbild, das sehr differenziert behandelt werden muss. Dass Diabetes auch gefährliche Stoffwechselentgleisungen und Folgeerkrankungen mit sich bringen kann, ist bei der Therapie stets im Auge zu behalten. Informieren Sie sich über Diagnostik und Behandlungsmethoden, über Langzeitkomplikationen und das Notfallmanagement in Beitrag „Therapie und Folgen des Diabetes“.
