Entlassungsmedikamente
11.08.2016
Stefanie Zink
Die wenigsten Patienten wissen, welche Medikamente sie nach der Krankenhausentlassung einnehmen sollen oder welche Arzneimittel risikobehaftet sind. Das gilt insbesondere für neu verordnete Medikamente und für geriatrische Patienten nach einem längeren Krankenhausaufenthalt.
Es ist bekannt, dass mangelndes Wissen dazu führen kann, dass Medikamente nicht richtig eingenommen werden oder die Einnahme ganz weggelassen wird. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Krankenhaus und ambulanter Weiterbehandlung kann dies dazu führen, dass der Patient durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen wieder neu aufgenommen werden muss. Eine gute Aufklärung des Patienten, z.B. durch einen Medikamentenplan, eine Erklärung zum Einnahmegrund und zur Wirkung der verordneten Medikamente durch die Ärzte könnte hier Abhilfe schaffen.
In der Studie, die unter anderem von Forschern des Zentrums für Arzneimittelsicherheit am Universitätsklinikum Leipzig durchgeführt wurde, wurden 179 Patienten vor ihrer Entlassung aus einem Akut- und einem geriatrischen Krankenhaus zu ihrer Medikation befragt. Die Ergebnisse stellten sich folgendermaßen dar:
- Im Mittel konnten die Patienten 48 Prozent ihrer Medikamente richtig benennen.
- 81 Prozent bekamen während ihres stationären Aufenthalts ein neues Medikament, aber nur 11 Prozent wussten, welches.
- Nur 8 Prozent kannten den Anwendungsgrund und 6 Prozent die Wirkstärke ihrer Arzneimittel.
- Für knapp 60 Prozent wurden Risikoarzneimittel wie Antikoagulanzien oder Opioidanalgetika verordnet. Hier konnten 38 Prozent der Patienten diese richtig benennen.
„Ähnliches erleben wir bei der Aufnahme von Patienten in die Klinik: Nur 20 Prozent der Patienten mit acht und mehr Arzneimitteln – also die Patienten mit besonderem Risiko – können vollständige Angaben zu ihrer Medikation machen“, sagt Prof. Dr. med. Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I am Klinikum Saarbrücken und Leiter der DGIM-Kommission für Arzneimittetherapie-Management und Arzneimittelsicherheit.
Gründe für unzureichendes Wissen
Als Grund für die unzureichende Aufklärung wird vor allem zu wenig Zeit der Ärzte genannt. Hier müsste vor allem die Vergütung für „sprechende Medizin“ im DRG-System angepasst werden, meint die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Professor Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger.
Was sollte sich ändern?
Die Wissenschaftler der Studie empfehlen, dass vor allem bei neu angesetzten oder risikobehafteten Medikamenten eine intensive Schulung der Patienten erfolgen sollte. Besonderes Augenmerk sollte das Gesundheitspersonal in geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen auf die oft lange hospitalisierten und geriatrischen Patienten haben. Ein Medikationsplan bei der Entlassung ist ein absolutes Muss.
Quellen
- DGIM warnt: Patienten wissen zu wenig über ihre Medikamente. Pressemitteilung vom 08.08.2016
- Freyer J, Greißing C, Buchal H-J et al. Entlassungsmedikation – Was weiß der Patient bei der Entlassung über seine Arzneimittel? Dtsch Med Wochenschr 2016; 141:e15–e156
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