Noroviren und Milben im Krankenhaus
03.05.2016
Noroviren, Darmbakterien, aber auch Krätzmilben können sich schnell in Krankenhäusern ausbreiten. Besonders problematisch ist es, wenn sich Beschäftigte nicht an Hygieneregeln halten oder nach einer eigenen Erkrankung zu früh die Arbeit wieder aufnehmen. Darauf weist die erste Auswertung des seit 2013 geführten Ausbruchregisters des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene hin.
Das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene am Universitätsklinikum Freiburg hilft deutschlandweit Krankenhäusern bei der Bekämpfung von Krankheitserregern. Ein Hygieneteam besucht die betroffenen Kliniken und sucht vor Ort nach dem Ausgangspunkt häufig auftretender Infektionen. Seit Ende 2013 trägt das Team um Privatdozent Sebastian Schulz-Stübner seine Erfahrungen in einem „Ausbruchregister“ zusammen. Die erste Auswertung umfasst die Daten von Beginn der Aufzeichnung bis Januar 2015.
Noroviren sind häufigste Ursache für Krankheitsausbrüche
Noroviren verursachen mit Abstand die meisten Krankheitsausbrüche, gefolgt von multiresistenten gramnegativen Erregern, darunter am häufigsten Enterobacter cloacae. Die Bakterien können Lungen-, Wund- oder Harnwegsinfektionen auslösen. Auch Grippe-Viren breiteten sich in Kliniken rasch aus. Problematisch sei, dass alle Klinikmitarbeiter, die an Influenza erkrankten, nicht geimpft waren. Die Impfquote liege bei medizinischem Personal international nur bei 30 Prozent, beklagt Dr. Schulz-Stübner.
Karenzzeiten einhalten
Ausbrüche von Infektionen mit Noroviren kamen besonders häufig vor. Nach Erfahrung von Dr. Schulz-Stübner erscheinen Pflegende und Mediziner nach dem Ende der Durchfallerkrankung oft zu früh wieder am Arbeitsplatz. Die Freiburger Hygieneexperten empfehlen deshalb eine strikte Einhaltung der entsprechenden Karenzzeiten. Bei Ausbrüchen von Noroviren, die sich besonders lang hinzogen, wurden Hygienemängel gefunden: Das Personal vergaß nach dem Ausziehen der Handschuhe häufig, sich die Hände zu desinfizieren. Viele verließen zudem die Patientenzimmer mit Schutzkleidung, um Material aus einem vor dem Zimmer abgestellten Wagen zu entnehmen. Neben Viren und Bakterien gab es auch einen Ausbruch von Krätzmilben. Der Parasit gräbt kleine Tunnel in die Hautoberfläche – vorzugsweise an den Händen. In einem aufgezeichneten Fall erkrankten gleich acht Personen des Pflegepersonals. Diese taten sich laut den Experten mit der Behandlung – die bei allen Betroffenen gleichzeitig erfolgen muss – schwer.
Quelle
S. Schulz-Stübner et al.: Infektionen und Kolonisationen: Was können wir verbessern? – Erste Ergebnisse aus dem Ausbruchregister beim Deutschen Beratungszentrum für Hygiene. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2016; 141 (6); e47–e52
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Infektionen durch Noroviren sind das ganze Jahr über möglich. Doch immer von Oktober bis März häufen sich die Meldungen. Infizieren sich Patienten, Bewohner oder auch Pflegende, muss schnell gehandelt werden, um eine weitere Verbreitung einzudämmen. Der Beitrag "Noroviren" in der Lerneinheit "Nosokomiale Infektionen" informiert Sie über das Krankheitsbild und die Sofortmaßnahmen, die bereits bei Verdacht greifen sollten.
