Kein „Weiter so“ im alten System
08.12.2015
Kristina Mohr
Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) begrüßt den vorliegenden Referentenentwurf des Pflegeberufsgesetzes. Es entspräche dem aktuellen Forschungsstand, Alten-, Kinderkranken- und Krankenpflege in einen Beruf zusammenzuführen sowie grundständige Pflegestudiengänge einzuführen. Dies sei auch eine Voraussetzung, um international anschlussfähig zu bleiben.
Nach Ansicht von Professor Frank Weidner, Direktor des dip, kann es ein „weiter so“ im alten System nicht geben. Dafür habe sich der Fachkräftemangel in der Pflege zu sehr verschärft. Die steigende Zahl der Altenpflegeschüler in den vergangenen 3 Jahren täusche hier falsche Tatsachen vor. „Das ist ein einmaliger Kraftakt gewesen, dessen Wirkungen und Nachhaltigkeit wir noch nicht absehen können, der aber ohne grundsätzliche, strukturelle Veränderungen im System so nicht durchgehalten werden kann“, meint Weidner.
Eine Reform wirft immer Fragen auf
Weidner warnt davor, die dringend notwendige Reform des Pflegeberufs aufgrund der Interessen einzelner Akteure zu zerreden. Eine Reform, die wirklich etwas bewegen wolle, bringe neben Chancen immer auch offene Fragen mit sich. Aktuell gäbe es natürlich noch Ungeklärtes, wie zum Beispiel zur Umsetzung der praktischen Ausbildung oder zur Integration von Pflegestudierenden in den Pflegealltag. Offen sei auch, wie sich die Zahl der Auszubildenden und Studierenden zukünftig entwickeln wird.
Evaluation kann oftmals Unklarheiten beseitigen
Viele dieser Fragen seien nicht aus dem Bauch zu beantworten, sondern sollten in eine umfassende, mindestens fünftjährige Begleitforschung und Evaluation aufgenommen werden. Das dip begrüßt daher, dass der Referentenentwurf überprüfende Schritte vorsieht. Eine Reform der Pflegeberufe müsste trotzdem bereits jetzt erfolgen: „Das ist unsere Erfahrung: Wer etwas verändern will, braucht erstens einen Plan und zweitens eine Idee, wie man den Plan anpassen kann, wenn sich auf dem Weg neue Herausforderungen stellen!“, meint Weidner. „Wir nennen das in der Forschung den Zusammenhang von Konzept, Umsetzung und Evaluation!“ Dann sei auch klar, dass Fragen, die nicht sofort zu beantworten sind, nicht gleich das gesamte Projekt gefährdeten. Eine begleitende Evaluation könne diese Fragen oftmals beantworten.
Quelle
Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. „Pflegeberufsgesetz ist eine historische Chance“ – Institut empfiehlt umfassende Evaluation. Pressemitteilung vom 7. Dezember 2015.
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