Bessere Pflege muss nicht mehr kosten
27.01.2016
Kristina Mohr
Kliniken, die über gut ausgebildete Pflegende und einen überdurchschnittlich hohen Personalschlüssel verfügen, bieten den Patienten bessere Leistungen zu gleichen oder geringeren Kosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Fachjournal JAMA Surgery erschienene US-amerikanische Studie.
„Wir fanden heraus, dass Patienten, die in Krankenhäusern mit einer besseren Pflegequalität behandelt wurden, eine deutlich geringere Sterberate nach Operationen hatten“, berichtete Jeffrey H. Silber, Erstautor der Studie.
Kosten vs. Qualität
Bereits frühere Untersuchungen hätten nahegelegt, dass höhere Pflegestandards und bessere Personalschlüssel die Qualität der Pflege erhöhten. Weniger erforscht sei das Verhältnis von Kosten zu Qualität, in diesem Fall eine geringere Sterblichkeitsrate (besseres Outcome) bei gleichen Kosten.
Mehr Personal: nicht unbedingt teurer
„Ein überraschendes Ergebnis war, dass ein besserer Personalschlüssel der Pflege im gesamten Krankenhaus nicht teurer sein muss“, sagte Linda Aiken, Pflegewissenschaftlerin an der University of Pennsylvania School of Nursing und Co-Autorin. „In der Tat fanden wir heraus, dass Magnetkrankenhäuser eine geringere Sterblichkeitsrate bei gleichen oder geringeren Kosten erreichten, indem sie 40 Prozent weniger Patienten auf Intensiv verlegen mussten und sich die Liegezeiten verkürzten“, erläuterte Aiken weiter.
Vergleich von Outcome und Kosten im Nachhinein
Magnetkrankenhäuser sind in den USA Kliniken, die gezielt qualifiziertes Pflegepersonal anwerben und binden, um so eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung zu ermöglichen. Für die Studie verglichen die Forscher im Nachhinein die Daten und das Outcome von 25.752 älteren Chirurgie-Patienten in 35 Magnetkrankenhäusern mit denen einer Kontrollgruppe (62.882 Patienten). Während in den Magnetkrankenhäusern mindestens eine Pflegekraft auf einen Patienten kam, war die Patienten-Pflege-Quote in den 293 Kontrollkliniken < 1. Die Wissenschaftler bildeten Patientenpaare, sodass Alter, Vorerkrankungen und Eingriffe der beiden Gruppen vergleichbar waren.
Geringere Sterberate bei gleichen Kosten
30 Tage nach der OP verstarben 5,8 Prozent der Patienten, die in Kliniken ohne besonderen Pflegestandard operiert wurden. Die Sterberate der Magnetkrankenhäuser betrug 4,8 Prozent bei ähnlichen Kosten. Besonders deutlich zeigte sich der Unterschied bei Risikopatienten: Bei praktisch gleichen Kosten starben unter guten Pflegebedingungen nur 4,2 Prozent der Patienten, in der Kontrollgruppe waren es 1,6 Prozent mehr.
Quellen
- Silber JH et al. Comparison of the Value of Nursing Work Environments in Hospitals Across Different Levels of Patient Risk. JAMA Surg. Published online January 20, 2016. doi:10.1001/jamasurg.2015.4908.
- University of Pennsylvania School of Nursing. Novel Study Shows Lower Surgical Mortality in Hospitals With Best Nursing Care. Pressemeldung vom 20. Januar 2016.
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Das Konzept der Magnetkrankenhäuser beruht nicht nur auf einem höheren Personalschlüssel. Vielmehr hat die American Academy of Nursing 2008 untersucht, welche Faktoren es sind, die bestimmte Kliniken für Pflegekräfte besonders attraktiv machen. Zu den genannten Merkmalen zählen beispielsweise die Organisationsstruktur, der Managementstil oder professionelle Pflegemodelle, aber auch das Profil der Pflegedienstleitung. Sie zeichnet sich durch Kompetenz, Erfahrung, Transparenz und Risikobereitschaft aus. Wie Führungskräfte mit geplanter Personalentwicklung von Mitarbeitern Veränderungen erzielen können, erklärt dieser Beitrag.
