Pflege in deutschen Krankenhäusern
18.05.2017
Thomas Koch
Verglichen mit dem Ausland ist die Pflegepersonalausstattung in deutschen Krankenhäusern deutlich unter dem Durchschnitt. Darauf weisen die Ergebnisse der Untersuchung „Pflegepersonal im Krankenhaus“ hin, die das IGES-Institut im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erstellt hat.
Verschiedene internationale Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Versorgungsqualität in Krankenhäusern steigt, wenn mehr Pflegende beschäftigt werden. So lassen sich weniger Todesfälle und Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen beobachten, wenn die Pflegepersonalausstattung angemessen ist. Forscher des IGES-Instituts analysierten auf Grundlage von OECD-Daten die Anzahl der Pflegekräfte (Vollzeitstellen) je 1.000 Behandlungsfälle.
Ergebnisse: Im Jahr 2012 lag der OECD-Durchschnitt bei rund 32 Vollzeitstellen, in Japan weit höher bei 53, in Deutschland rechnerisch bei 19 Pflegekräften (Vollzeitstellen) je 1.000 Behandlungsfälle. Aus Sicht der Studienautoren ist die Pflegepersonalausstattung in deutschen Krankenhäusern damit deutlich unter dem Durchschnitt. Verglichen wurde für das Jahr 2012 auch die Anzahl der Pflegekräfte je 1.000 Belegungstage. Deutschland landet hier mit einer Anzahl von 2,6 Pflegekräften je 1.000 Belegungstagen auf dem letzten Platz (OECD-Durchschnitt (3,6), Island weist mit einer Anzahl von 6,8 den höchsten Wert im internationalen Vergleich auf). Laut Untersuchung hätten deutsche Krankenhäuser bis zum Jahre 2007 Pflegepersonal kontinuierlich abgebaut, seit 2008 sei aber eine Trendwende zu beobachten. Dennoch gab es 2015 weiterhin 3,4 Prozent weniger Pflegepersonal als im Jahr 2000. Im Vergleich dazu sei die Zahl der Ärzte in Krankenhäusern zwischen 2000-2015 um 42 Prozent gestiegen.
Belastung durch Personalabbau und verringerte Liegezeiten
Die Untersuchung „Pflegepersonal im Krankenhaus“ sieht im Personalabbau eine Ursache für die zunehmende Belastung der Pflegenden in deutschen Krankenhäusern. Daneben habe sich die Liegezeit zwischen 2003 und 2015 deutlich verringert: Während eine Pflegevollkraft in Allgemeinkrankenhäusern 2003 noch statistisch betrachtet 57,3 Behandlungsfälle versorgte, waren es zwölf Jahre später schon 64 Behandlungsfälle pro Vollkraft (Zuwachs um 11,6 Prozent). Laut Studienautoren sei die Belastung von Pflegenden in deutschen Kliniken allerdings je nach Region und Art des Krankenhauses unterschiedlich hoch. Die Studie „Pflegepersonal im Krankenhaus“ zeigt die Verteilung in den Bundesländern detailliert auf und kann in vollem Umfang als kostenloses PDF im Webangebot der Bertelsmann Stiftung abgerufen werden.
Quelle
Bertelsmann Stiftung
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