Zu wenig Wissen über kultursensible Pflege
29.03.2016
Thomas Koch
ZQP-Studie deckt Nachholbedarf bei ambulanten Diensten auf.
In den kommenden Jahren wächst die Anzahl der über 65-jährigen Menschen mit Migrationshintergrund deutlich an. Damit steigt auch der Bedarf an kultursensiblen Pflegeangeboten. Eine aktuelle Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) und der Charité-Universitätsmedizin weist darauf hin, dass viele ambulante Dienste in Deutschland nur unzureichend auf diese gesellschaftliche Entwicklung vorbereitet sind. Rund 60 Prozent der an der Untersuchung beteiligten Pflegedienste schätzen den Anteil der derzeit von ihnen zu versorgenden Klienten mit Migrationshintergrund auf bis zu 25 Prozent. Die Pflegedienstleitungen, die sich an der Studie beteiligten, führten an, dass lediglich rund 25 Prozent der Beschäftigten ausreichend über Migrationsaspekte oder fremde Kulturen informiert sind und genügend Sprachkenntnisse besitzen. 85 Prozent der teilnehmenden Pflegedienste bieten ihren Mitarbeitern keine Fortbildungen zum Thema an.
Rund die Hälfte pflegt ausschließlich in Deutsch
Die ZQP-Studie zeigt weiter, dass etwa die Hälfte der teilnehmenden Pflegedienste keine Pflege in einer anderen Sprache als Deutsch anbietet. Ein geringer Teil der Einrichtungen interagiert mit einem Netzwerk aus muttersprachlichen Fachkräften. Laut ZQP ist es Menschen mit Migrationshintergrund besonders wichtig, dass sie von Personen versorgt werden, die ihre Muttersprache sprechen. Vor allem bei Menschen, die demenziell erkrankt sind, habe die Muttersprache eine hohe Relevanz, da das Wissen über die während des Lebens neu hinzugelernten Sprachen aufgrund der Erkrankung verloren gehen.
Quelle
ZQP. Ambulante Pflegedienste müssen sich stärker auf Migranten einstellen. Pressemitteilung vom 23.03.2016
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