8. CNE LeadershipTage
21.09.2017
Simone Schwarz
Im September trafen sich Pflegemanager zu den alljährlichen CNE LeadershipTagen in Stuttgart. Namhafte Referenten und ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken prägten auch in diesem Jahr die Veranstaltung (und machten sie zum Erfolg).
Am 14. und 15. September 2017 fanden die 8. CNE LeadershipTage statt. Die limitierte Veranstaltung bietet Raum und Zeit für Teilnehmer, sich auszutauschen und auch mit den Referenten zu diskutieren. Carmen Happe, Programmbereichsleiterin Pflege im Georg Thieme Verlag KG, moderierte die Veranstaltung mit gewohnter Leichtigkeit und führte die Teilnehmer durch die zwei Kongresstage.
Die unendliche Geschichte ist endlich geworden …
Mit diesen Worten eröffnete Gertrud Stöcker, Ehrenpräsidentin im Deutschen Pflegerat (DPR), das politische Auftaktreferat. Sie erläuterte den langen, kompromissbehafteten Weg zum neuen Pflegeberufegesetz. „Leider verpassen wir damit immer noch für alle professionell Pflegenden den Anschluss in der EU“, attestierte sie. „Zwei Jahre Generalistik und nachfolgender Spezialisierung im dritten Jahr führt in eine Sackgasse mit Konsequenzen für selbstständiges Handeln, die vorbehaltenen Aufgaben und ohne entsprechende horizontale Durchlässigkeit im späteren Berufsleben.“ Des Weiteren karikierte sie die neue Bezeichnung Pflegefachmann/-frau mit der süffisanten Frage, warum professionell ausgebildete Menschen als „Fachmann/-frau“ tituliert werden und fragt, ob man künftig dann auch von der „Ärztlichen Fachkraft oder der juristischen Fachkraft“ sprechen solle. Mit Interesse folgten die Zuhörer dem kontroversen und offenherzigen Beitrag und stellten im Anschluss zahlreiche Fragen.
Macht Lean Management (wirklich) schlanker?
Rachel Straumann vom Universitätsspital Basel (USB) referierte zum Thema: „Aus Perspektive des Kunden: Lean Management macht schlank!“. Um deutlich zu machen, worum es im Lean Management geht, verglich die Schweizerin Lean Management mit einem Fußballspiel: Hier weiß jeder Spieler in welche Richtung es geht, was das Ziel ist und allen ist glasklar, dass es nur gemeinsam klappt.
Am USB arbeitet ein Team von sieben Mitarbeitern im Lean Management – dem Konzept, das auf Standardisierung setzt und das ursprünglich von Toyota, also aus der Automobilindustrie kommt. Im Vortrag untermauerte Straumann immer wieder, dass Interprofessionalität ein ganz entscheidender Faktor ist. Bei allen Aktivitäten im Lean Management stehe der Patient im Zentrum. Mit vielen Praxisbeispielen wie dem KV-Board für Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter, Standardisierung von etwa Verbandswagen nach der 5-S-Methode, Huddle-Besprechungen oder Patientenboards zeigte sie sehr deutlich, dass auch einzelne Schritte sehr erfolgreich sein können.
Am Nachmittag drehte sich alles um Resilienz und Konfliktfreudigkeit. Anna-Lena Heidinger, Trainerin bei „Gemählich – die Beratergruppe“ zeigte anhand von Übungen, Fragebögen und auch Rollenspielen, wie wir mit Konflikten und Stress umgehen können. Der erste Veranstaltungstag endete zu später Stunde mit einem Abendessen in toller Atmosphäre und netten Gesprächen.
Wenn Gefährdungsanzeigen zur Gefahr werden
Warum Gefährdungsanzeigen niemanden nutzen und des Öfteren zweckentfremdet werden, erläuterte Jan Kutscher, Psychologe und Partner der „Herrmann – Kutscher – Weidinger – Arbeitszeitberatung“ am Freitagmorgen. Er propagierte darin einen anderen Ansatz, nämlich einzugreifen, bevor es zur Überlastung – in der Folge zu Gefährdungsanzeigen – komme. Dabei setzt der Psychologe auf verschiedene Säulen. Besonders wichtig wäre eine Priorisierung von Aufgaben auf Station. Hierzu zeigte er anhand von Beispielen, wie man standardisiert Aufgaben verschieben kann. Eine weitere Säule kann die „Chef-vom-Dienst-Funktion“ sein oder ein systematischer Soll-Ist-Abgleich, mit dem sich schnell das Maß an Über- und Unterbesetzung darstellen lasse. Als weitere Möglichkeit nennt Kutscher das Entlastungsgespräch für die Mitarbeiter nach einer Gefährdungsanzeige. Dabei geht es darum, dass Mitarbeiter aktiv mitarbeiten, wie künftig Überlastungen vermeidbar werden.
Von Führung 4.0 und gelingenden Prozessen im Krankenhaus
In seinem Vortrag geht Joachim Prölß, Personalvorstand am UKE Hamburg, auf die sich wandelnden Herausforderungen im Pflegemanagement ein. Sehr eindrücklich zeigte er, dass Krankenhäuser sich im Spannungsfeld zwischen Patientenfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Mitarbeiterzufriedenheit bewegen. Leadership hält er maßgeblich für den Erfolg einer Klinik, denn Führung kann nur von oben vorgelebt werden. Des Weiteren berichtete der charismatische Redner über ein „Casting“ für Nachwuchsführungskräfte am UKE – hierfür können sich Mitarbeiter eigeninitiativ bewerben oder von Vorgesetzten vorgeschlagen werden. Durch die Potenzialanalye wurden so seit 2012 ca. 190 potentielle Nachwuchsführungskräfte gesichtet. Etwa 90 Mitarbeiter haben daraufhin einen Leitungskurs absolviert und sind mit Leitungsaufgaben betraut worden.
„Wenn der Konzern weiß, was der Konzern weiß“
Den letzten Themenblock der Veranstaltung flankierten Walburga Sprenger (Beraterin im Gesundheitswesen) und Susanne Wittchen (Projektmanagerin an den Kliniken des Main-Taunus-Kreises GmbH). Sie sprachen über die Reorganisation im Krankenhaus und sinnvolle Delegationsmodelle. Ein Credo von Walburga Sprenger lautete: „Wenn der Konzern weiß, was der Konzern weiß“. Sprich: Wenn man das Potenzial und das Wissen der Mitarbeiter entsprechend nutze und einsetze – und jeden nach seiner Profession arbeiten lasse – wäre Vieles einfacher. Im Vortrag ging es weiter um die Verschiebung von Aufgaben aus dem ärztlichen Bereich auf die Pflege in den letzten Jahren. Letztere habe es allerdings versäumt, ihrerseits Aufgaben abzugeben. „Warum sollen Examinierte Lager bestellen, Essen einräumen oder den Fäki-Raum putzen?“, fragte Sprenger provokativ. Im zweiten Teil übernahm Susanne Wittchen und erläuterte, welche Voraussetzungen es braucht, um eine sinnvolle Delegation auf Station umzusetzen.
So endeten zwei diskussionsreiche Tage mit viel Input am Freitag, den 15. September. Moderatorin Carmen Happe und ihr Team hoffen, viele der Teilnehmer auch im kommenden Jahr zu den 9. CNE LeadershipTagen begrüßen zu dürfen – dann erstmals in Leipzig.
Save the date: 20. und 21. September 2018 in Leipzig