Rückenschmerzen
17.10.2016
Thomas Koch
Die Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz empfiehlt bildgebende Verfahren bei Rückenschmerzen erst nach vier bis sechs Wochen. Wenn der Schmerz bei den Betroffenen nach dieser Zeit nicht nachlässt und sie weiter in ihrer Bewegung einschränkt, sollte eine Röntgenuntersuchung oder Kernspintomografie zum Einsatz kommen. Bei 60 bis 80 Prozent der Patienten liegt keine organische Ursache für das Rückenleiden vor. Darauf weisen Experten anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2016 (DKOU) hin, der vom 25. bis 28 Oktober in Berlin stattfindet.
„Im Vordergrund einer guten Diagnostik bei Rückenbeschwerden steht die fachkundige Befragung des Patienten und eine sachgerechte körperliche Untersuchung“, betont Professor Dr. med. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Wichtig sei es, bei der ersten Untersuchung des Patienten abzuklären, ob ein Wirbelbruch, Bandscheibenvorfall mit Nervenschädigung oder eine Entzündung ursächlich für den Schmerz ist. In diesen Fällen seien weitere Untersuchungen oder eine fachärztliche Behandlung angezeigt. Für die ersten vier Wochen gelte: Wenn keine Warnzeichen vorliegen, steht die Behandlung des Schmerzes bei erstmals auftretenden akuten Beschwerden im Vordergrund. Daneben helfen Bewegung und spezielle Übungen. In der Regel klingen die Symptome bei 80 Prozent der Patienten nach wenigen Tagen oder Wochen wieder ab. „Tritt nach vier bis sechs Wochen bei anhaltenden aktivitätseinschränkenden oder zunehmenden Kreuzschmerzen keine Besserung ein, ist es angeraten, den Einsatz von bildgebenden Verfahren zu überprüfen“, erläutert Kladny.
Arzt-Patienten-Gespräch unzureichend vergütet
Bei mehr als 90 Prozent der Patienten verzichten Ärzte gemäß Leitlinie auf den zu frühen Einsatz bildgebender Verfahren, so das Ergebnis einer Untersuchung von Daten gesetzlicher Krankenversicherungen. Psychosoziale Aspekte wie unzureichende körperliche Aktivität oder Stress seien nicht durch bildgebende Verfahren zu ermitteln, hebt DKOU-Präsident Dr. Manfred Neubert hervor. Diese Faktoren könnten am besten im Gespräch mit dem Patienten ermittelt werden. Im Gegensatz zu den kostenintensiven Bildgebungsverfahren werde das Gespräch zwischen Arzt und Patienten allerdings unzureichend vergütet.
Quelle
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
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