Alkoholisiert in der Notaufnahme
28.07.2016
Danilo Michalski
An Wochenendnächten oder Feiertagen kommen besonders viele alkoholisierte Patienten in die Notaufnahme. Etwa 80 Prozent von ihnen sind Männer im jugendlichen Alter oder jenseits der 50. Die wenigsten von ihnen schaffen den Weg ins Krankenhaus allein. Ärzte sprechen von Hochrisikopatienten.
Die Zahl der alkoholisierten Patienten in der Notaufnahme ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Zu dieser Erkenntnis kommen Mediziner der Zentralen Notaufnahme (ZN) am Universitätsklinikum Jena (UKJ), die zwischen 2010 und 2011 intensiv die alkoholbedingten Aufnahmen ihrer Einrichtung analysierten. Im ersten Untersuchungsjahr registrierten die Ärzte noch 580 stark angetrunkene Patienten. Im Jahr darauf waren es bereits 632. Dies entspricht etwa 3 Prozent aller verzeichneten Notfälle.
Männlich, jugendlich oder über 50
Die Jenaer Studie konnte ein klares Profil der betrunkenen Notaufnahmepatienten ermitteln. Demnach sind etwa 80 Prozent von ihnen männlich, im jugendlichen Alter oder über 50. Insgesamt lag das Alter zwischen 15 und 86 Jahren. Die meisten Patienten erreichten die Klinik in den nächtlichen Stunden (zwischen 20 Uhr und 5 Uhr) – besonders häufig zwischen Freitag und Sonntag oder an speziellen Feiertagen wie Himmelfahrt. Damit ähneln die Erkenntnisse sehr einer vergleichbaren Studie aus Japan. Es handelt sich also offenkundig um keine allein deutsche Beobachtung.
Es handelt sich um Hochrisikopatienten
In den wenigsten Fällen schaffen die Betrunkenen den Weg ins Krankenhaus aus eigener Kraft. Oft kommt es zur Einlieferung durch Rettungskräfte, nachdem die Patienten gestürzt sind oder in Diskotheken auffielen. Die Ärzte sprechen hier von Hochrisikopatienten. Wer gestürtzt ist, kann schwere innere Verletzungen erleiden, die aber nicht sofort offensichtlich sind. Auch Bewusstseinsausfälle oder Organversagen sind denkbar. Wichtig ist also eine gründliche Diagnose, bei der auch bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. Hier entstehen erwartungsgemäß hohe Kosten. Zudem sei Professionalität im Umgang mit den alkoholisierten Patienten angebracht, da diese mitunter ein unkontrolliertes und aggressives Verhalten zeigen könnten.
Ein tröstlicher Aspekt: Bisher hat die Notaufnahme des UKJ noch keine alkoholbedingten Todesfälle zu verzeichnen. Dies kommt einem kleinen Wunder nahe, wenn man bedenkt, dass bundesweit jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen wegen akutem Alkoholrausch ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Quellen
- Dressing S. Durch Alkohol in der Notaufnahme: 80 Prozent der Patienten sind Männer. Pressemitteilung vom 21.07.2016
- Statistisches Bundesamt. Behandlungen aufgrund akuter Intoxikation (akuter Rausch durch Alkohol), zuletzt geprüft am 29.07.2016
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