Pflegekräfte: Umworben, aber auch gefordert
29.06.2016
Kristina Mohr
Der Fachkräftemangel verschafft Pflegenden mehr Verhandlungsmacht: Krankenhäuser und Pflegedienste, die händeringend qualifiziertes Fachpersonal suchen, bieten Bewerbern oft zusätzliche Benefits. Dies ist dem DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2016 zu entnehmen. Die Analyse von 350 Stellenangeboten für Pflegefachkräfte in der Kranken-, Alten- und Kinderpflege ergab aber auch, dass die Arbeit von Pflegenden heute anspruchsvoller ist, als noch vor 5 Jahren.
Der Report wertete Stellenanzeigen für Pflegefachkräfte aus, die Arbeitgeber im Erhebungszeitraum vom 22. Februar bis 6. März dieses Jahres in 11 deutschen Tageszeitungen, zwei Online-Jobbörsen und einem sozialen Netzwerk geschaltet hatten. Analysiert wurde, welche Aufgaben die neuen Mitarbeiter erwarteten und welche Fähigkeiten und Kompetenzen die zukünftigen Arbeitgeber hierfür als Voraussetzung ansahen. Aus einem Vergleich mit einer Erhebung aus dem Jahr 2011 zogen die Autoren des Reports Rückschlüsse auf Veränderungen.
Dokumentieren gleich hinter Grund- und Behandlungspflege
Demnach hätten neue pflegewissenschaftliche Erkenntnisse und der medizinische Fortschritt die Pflegeberufe verändert: Die Dokumentation ist zu einer zentralen Aufgabe geworden, die in 3-mal so vielen Stellenangeboten genannt wird wie vor 5 Jahren. Einen größeren Stellenwert hat auch die Beratung: Patienten und Angehörige anzuleiten und zu unterstützen sahen heute 12,4 Prozent der Arbeitgeber als Tätigkeit der gesuchten Pflegefachkraft. Zugenommen hat auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die heute in jedem fünften Aufgabenprofil auftaucht.
Spezialwissen gefragt
Sehr gefragt bei Arbeitgebern sind spezielle Berufserfahrung oder Weiterbildungen. Am häufigsten fanden sich die Intensivpflege (21,1 Prozent) und die Altentherapie, bzw. Aufgaben, die in den Bereich der Gerontologie fallen (20 Prozent). Pflegende mit Studienabschluss haben bei einer Bewerbung auf eine Führungsposition gute Karten: Von 51 Stellenanzeigen forderten 30 einen Uni- oder Fachhochschulabschluss, wobei dieser oft noch als Alternative zur Pflegedienstleiter-Qualifizierung genannt wird.
Motivierte Bewerber, die lernbereit sind
Welche persönlichen Eigenschaften ein Bewerber mitbringt, ist für Kliniken und Pflegedienste in den letzten Jahren ebenfalls noch wichtiger geworden: Fast 80 Prozent der Arbeitgeber sprechen in ihren Anzeigen Soft Skills an, auf die sie Wert legen (2011: 59,3 Prozent). Ganz vorne dabei: die Bereitschaft zu lernen und sich weiterzubilden (59,4 Prozent) sowie Motivation und Eigeninitiative (49,1 Prozent).
Von Arbeitgebern umworben
Für den Anspruch, den Arbeitgeber an ihre Mitarbeiter stellen, sind viele Arbeitgeber laut DEKRA-Report bereit zu zahlen oder Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Pflegenden bietet sich so die Chance auf attraktive Zusatzleistungen. Oft können sie wählen, ob sie Teil- oder Vollzeit arbeiten möchten, jedes vierte Inserat erwähnt die Möglichkeit auf einen individuellen Wunschdienstplan. Unternehmen offerieren zudem nicht selten weitere Benefits wie eine betriebliche Altersvorsorge, Weihnachts- und Urlaubsgeld, eine betriebseigene Kindertagesstätte oder gesundheitsfordernde Angebote. Selbst eine private Krankenversicherung oder die Nutzung betriebseigener Ferienhäuser sind möglich.
Quellen
- Dekra-Akademie 2016. DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2016: Umworbene Pflegefachkräfte. Pressemitteilung vom 22. Juni 2016.
- DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2016.
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