Tabuthema Trauer
15.08.2016
Jeanette Siebert
Trauernde Kollegen am Arbeitsplatz sind psychisch stark belastet – ein Thema, das Arbeitgeber beachten sollten. Dabei ist es nicht immer einfach, dem Trauernden richtig zu begegnen. Selbstreflexion und ein offener Umgang mit dem Thema sind entscheidend, empfiehlt die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).
Soll ein Trauernder auf den tragischen Verlust eines Familienmitgliedes angesprochen werden, oder benötigt er am Arbeitsplatz Abstand von seiner eigenen Trauer? Muss ich als Trauernder wie gewohnt funktionieren? Wie lange kann ich auf Schonung durch Kollegen hoffen und wann erwarten diese wieder die „volle“ Leistung? Ein Team, das sich mit solchen Fragen auseinandersetzt, kann im Trauerfall besser reagieren.
Unternehmenskultur zur Trauer schaffen
In Supervisionen kann beispielsweise das eigene Trauerverhalten mit dem der anderen verglichen werden, sodass das Team einen eigenen Verhaltenskodex im Umgang mit trauernden Kollegen erstellen kann. Es kann besprochen werden, wo es externe Hilfe gibt und wie diese zugänglich gemacht werden kann. Wichtig ist auch, dass zumindest Führungskräfte im Umgang mit trauernden Mitarbeitern geschult sind.
Selbstreflexion anregen
Beim Umgang mit Tod und Trauer gibt es keine richtigen und falschen Verhaltensweisen. Das Trauerverhalten ist genauso individuell wie der Trauernde selbst. Aus diesem Grund kann ein Ansprechen auf das Thema genauso richtig sein, wie es zu verschweigen. Hier gilt es, authentisch zu bleiben und so zu handeln, wie man im Trauerfall selbst behandelt werden möchte. Daher sollten Sterben, Tod und Verlust kein Tabuthema sein – sondern offen angesprochen werden können.
Professioneller Umgang mit Trauer
In Langzeitpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern kann auch der Tod eines Klienten einen persönlichen Verlust darstellen und Trauer auslösen. „Oft werden hier individuelle Reaktionen weniger beachtet“, so Annika Schlichting, Expertin für Trauer am Arbeitsplatz, „stattdessen werden systematisch organisatorische Aufgaben abgearbeitet.“ Hier könnten Abschiedsrituale wie ein Gedenkgottesdienst oder das Anzünden einer Kerze für den Verstorbenen bei der Trauerbewältigung helfen. Hilfreich sind auch Seminare und Fortbildungen zur Sterbebegleitung.
Quellen
- Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Weil Trauer dazugehört. BGW Mitteilungen, Ausgabe 3/2016.
- Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Trauerbegleitung am Arbeitsplatz: Ein Thema für jedes Unternehmen. Pressemitteilung vom 03. August 2016.
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Wie Sie Angehörige und Kollegen im Fall des Verlustes von nahestehenden Menschen einfühlsam und wertschätzend begegnen können, erfahren Sie im Beitrag „Die Begleitung Trauernder“.
