Architektur gegen multiresistente Erreger
21.11.2016
Thomas Koch
Wie wirkt sich Architektur und Design auf die Ausbreitung multiresistenter Erreger aus? Dieser Frage gehen Architekten der Technischen Universität Braunschweig aktuell in den Forschungsprojekten "Karmin" und "EKOS" nach.
Patienten, die mit multiresistenten Erregern infiziert sind, bestmöglich im Krankenhaus unterbringen. Diesem Thema widmen sich die Architekten Wolfgang Sunder und Jan Holzhausen vom Institut für Industriebau und Konstruktives Entwerfen (IIKE) im Forschungsprojekt „KARMIN – Untersuchungen zum Einfluss der Architektur und des Designs auf das Auftreten von nosokomialen Infektionen und multiresistenten Erregern und zur Besiedlung eines neuen Krankenhauses mit Mikroorganismen“. Bislang bestehe die Forderung, infektiöse Patienten in Einzelzimmern zu isolieren. Die Forscher prüfen nun, ob dies auch in Zweibettzimmern möglich ist. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf den Sanitäranlagen. Aus Sicht der Architekten werden die meisten Errger nicht durch die Luft, sondern durch Kontakt übertragen. „Ist eine sichere Unterbringung der Patienten in Zweibettzimmern möglich, könnte eine Vielzahl von Bestandszimmern umgebaut und bereits bekannte Betriebsaufläufe beibehalten werden“, erläutert Jan Holzhausen. Das Team beabsichtigt den Bau eines Musterzimmers für ihre Forschungen. Daneben sollen erstmals Daten dazu erhoben werden, die aufzeigen, wie Erreger einen Krankenhausneubau besiedeln.
Temporärer Isolierbereich für hochansteckende Erkrankungen
Ihre Expertise zum baulichen Infektionsschutz bringen die Architekten außerdem in dem vom Robert Koch-Institut in Berlin geleiteten Projekt „EKOS - Entwicklung eines neuartigen Konzepts zur Sicherstellung der infektiologisch-medizinischen Versorgung von seltenen, hochkontagiösen und lebensbedrohlichen Erkrankungen in Schwerpunktkrankenhäusern“ mit ein. Ziel sei es, einen Prototyp für einen temporären Isolierbereich zu bauen, der Kliniken als Vorbild dienen soll, wenn sie Patienten in Sonderisolierbereichen behandeln müssen. Gefördert werden beide Projekte mit rund 2,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Quelle
Technische Universität Braunschweig
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