Pflegeberufsgesetz: Kritiker fordern Moratorium
12.02.2016
Kristina Mohr
Bündnis 90/Die Grünen, Ärzte- und Altenpflegeverbände kritisieren erneut die geplante Reform der Pflegeausbildung. Sie fordern, das Gesetzgebungsverfahren auszusetzen, da der aktuelle Entwurf zu viele Fragen offen ließe.
Der Mitte Januar vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf für ein Pflegeberufsgesetz, das Kranken-, Alten-, und Kinderkrankenpflege vereint, stellt nach Ansicht der Kritiker ein qualitatives und finanzielles Risiko dar. Es sei nicht zu erwarten, dass der vorliegende Entwurf dazu beitrage, die Bedingungen in der Pflege zu verbessern und die Attraktivität des Berufs zu steigern. Deshalb müssten die Pläne der Bundesregierung zunächst gestoppt und Pro- und Contra einer generalistischen Ausbildung sachlich diskutiert werden. Risiko und Nutzen der Reform seien sorgfältig abzuwägen sowie zu klären, welche Kosten und Mehraufwendungen auf die einzelnen Träger zukämen. Initiiert hatten die Forderung nach einem Moratorium des Verfahrens die pflege- und altenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, Elisabeth Scharfenberg, und die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis90/Die Grünen).
Spezialgebiete erhalten
Verbände der Alten- und Kinderkrankenpflege kritisieren, dass mit dem Ende der eigenständigen Ausbildungen die besonderen Belange von jungen und alten Menschen nicht mehr ausreichend berücksichtigt würden. So heißt es in einer Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft Kind und Krankenhaus e.V. (BaKuK): „Wir erwarten, dass Pflegerinnen und Pfleger so ausgebildet sind, dass sie für die speziellen Bedürfnisse von kranken Kindern einen geschulten Blick haben und auf die besonderen Erfordernisse, die sich aus den verschiedenen Entwicklungsstufen ergeben, angemessen, professionell und warmherzig reagieren können.“ Vertreter der Altenpflege argumentieren ebenfalls, dass sich viele Auszubildende bewusst für die Altenpflege entscheiden. Dieses Potenzial ginge mit einer einheitlichen Ausbildung verloren.
Pflege fremdbestimmt
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) bezeichnete die Forderungen nach einem Stopp als „verzweifelte Versuche, eine zeitgemäße Reform der Pflegeausbildung zu verhindern“. Neben parteipolitischem Kalkül von Bündnis 90/Die Grünen sei die Unterstützerliste des Moratoriums ein weiterer Beleg für die anhaltende Fremdbestimmung der Profession Pflege, heißt es in einer Stellungnahme des DBfK. Die Ausbildungsreform sei jahrelang diskutiert und u.a. mit Gutachten zur Finanzierung oder der Evaluation von Modellversuchen der Ausbildung vorbereitet worden. International gäbe es zudem Altenpflege nur als Assistenzqualifikation, nur wenige Länder hätten eine eigenständige Kinderkrankenpflegeausbildung. Dies bedeute keine schlechtere Versorgungsqualität.
Quellen
- Moratorium Pflegeberufsreformgesetz
- Begleitschreiben
- BaKuK. Position der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland (GKinD) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Kind im Krankenhaus (BaKuK). Stellungsnahme vom 9. Februar 2016.
- Aktion Bündnis für die Altenpflege
- DBfK. Ausbildungsreform Pflege nicht blockieren lassen. Pressemitteilung vom 11. Februar 2016.
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