Migrantensensible Pflege
21.09.2016
Stefanie Zink
Die Studie CarEMi (Care for Elderly Migrants) untersuchte die Pflegevorstellungen türkischstämmiger älteren Migranten der ersten sogenannten Gastarbeitergeneration und glich diese mit den Aussagen professionell Tätiger und weiterer Akteure im Gesundheitswesen ab, um daraus Erkenntnisse für eine kultursensible Versorgung zu gewinnen.
Ein Ergebnis der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie war, dass die Migranten oft unzureichend über die pflegerischen und weiteren Hilfsangebote informiert sind. Dies wiederum wirkt sich nachteilig auf die Inanspruchnahme von Pflege- und Betreuungsleistungen aus.
Bei Pflegenden und Ärzten zeigte sich, dass diese oft über nicht ausreichendes kulturspezifisches Wissen verfügen, z.B. was das Krankheitsverständnis anbelangt. Als weiteres Problem wurden die Sprachbarrieren genannt, die vor allem bei Demenzerkrankten und am Lebensende ein großes Hindernis darstellen, um die Bedürfnisse erkennen zu können. Dabei spielen die Angehörigen eine wichtige Rolle, um bei der Beratung und bei Problemen vermitteln zu können.
Die meisten älteren Migranten wünschen, von gleichgeschlechtlichen Pflegepersonen gepflegt zu werden. Wichtig war ihnen auch, dass ihre religiösen und kulturellen Bedürfnisse im Bereich der Pflege berücksichtigt werden, z.B. bei der Gebetswaschung oder der Zubereitung der Mahlzeiten nach islamischen Vorschriften.
Die Pflegenden empfanden es als wichtig, dass sie die individuellen Bedürfnisse der Migranten erfragen und nicht einfach aufgrund ihrer Herkunft auf diese schließen. Sie beziehen beispielsweise auch türkischstämmige Kollegen mit ein, um ein besseres Verständnis der Kultur zu bekommen.
Bei den Migranten bestand der Wunsch, so lange wie möglich in der häuslichen Umgebung zu verbleiben. Angehörige spielen eine maßgebliche Rolle, ob die Entscheidung, in eine stationäre Pflegeeinrichtung zu gehen oder professionelle Hilfe anzunehmen, gefällt wird. Während einige Migranten klar die Erwartung haben, dass sie von den Kindern gepflegt werden, äußern andere, dass sie den Kindern nicht zur Last fallen wollen.
Das Institut für Soziologie der Universität Tübingen führte die Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch. Sie sollte untersuchen, inwieweit die in der „Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen“ verbürgten Rechte der kulturellen, weltanschaulichen und religiösen Bedürfnisse in der Praxis berücksichtigt werden.
Quellen
- Homepage der CarEMi, zuletzt geprüft am 21.09.2016
- Deutschsprachige Ergebnisposter aller Interviewgruppen, zuletzt geprüft am 21.09.2016
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Wie Sie Anregungen für eine kultursensible Pflege bekommen, lesen Sie in der Lerneinheit „Kultursensibel pflegen“.
