Metabolisches Syndrom
04.11.2016
Thomas Koch
Nicht nur Bewegungsmangel und Überernährung erhöhen das Risiko für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms. Wie die Deutsche Gesellschaft für Endokronologie (DGE) berichtet, kann eine zu kurze Nachtruhe ebenso wie ein gestörter Schlaf die hormonelle Störung befördern.
Hypertonie und steigende Zucker- und Fettwerte im Blut: Laut DGE sind die Kennzeichen des metabolischen Syndroms bei rund jedem fünften Erwachsenen in Deutschlands nachweisbar. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Zu wenig Bewegung und eine übermäßige Ernährung gelten als Hauptursachen für die Stoffwechselstörung. Dass Schlafmangel ein weiterer Faktor sein kann, erläutert der Leiter der Experimentellen und Klinischen Endokrinologie des Universtitätsklinikums Lübeck, Prof. Dr. Sebastian Schmid: „Jede Stunde weniger Schlaf pro Tag ist in epidemiologischen Studien mit einer Zunahme von Übergewicht, Typ-2-Diabetes, erhöhten Cholesterinwerten und einem Bluthochdruck verbunden.“ Aus Sicht des DGE-Experten kann zu wenig Schlag auf Dauer auch zu einem früheren Tod führen.
Schlafmangel kann Nahrungsaufnahme steigern
Untersuchungen im Schlaflabor zeigten Schmid und anderen Forschern, dass ein Schlafentzug ebenso wie eine gestörter Tag-Nacht-Wechsel binnen weniger Tage zu einer hormonellen Störung, der Insulinresistenz, führt. Dabei weisen die Patienten erhöhte Blutzuckerwerte auf, obwohl sie vermehrt Insulin produzieren. Zudem verschiebe sich laut DGE-Experten das Gleichgewicht von Hunger-regulierenden Hormonen, die Folge sei ein vermehrter Appetit. „Die Studien zeigen, dass Schlafmangel Hunger, Appetit und letztlich auch die Nahrungsaufnahme steigern kann“, erläutert Schmid.
Zu wenig Schlaf erhöht Risiko für Übergewicht und Diabetes
Aus Sicht der Studienautoren weisen die bisherigen Untersuchungen auf einen sehr wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen der Dauer des Schlafes und dem Risiko für Übergewicht und Diabetes hin. In künftigen Studien sollte erforscht werden, inwieweit sich ein metabolisches Syndrom durch eine bessere Schlafhygiene verhindern lässt. Die DGE empfiehlt ergänzende Maßnahmen im beruflichen Umfeld von Menschen, die in Schicht- und Nachtarbeit tätig sind. „Wir benötigen optimierte Arbeitszeitmodelle, die die Beschäftigten weniger belasten. Maßgeschneiderte Beleuchtungs-, Bewegungs- und Ernährungsprogramme könnten Beschäftigten helfen, die aufgrund von Schichtarbeit ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Diabetes haben“, erklärt Professor Dr. Weber, Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Literatur
- Schmid SM., Hallschmid M., Schultes B.: The metabolic burden of sleep loss. Lancet Diabetes Endocrinol 2014. Published Online. March 25, 2014.
http://dx.doi.org/10.1 /S2213-8587(14)70012-9 - Hallschmid M., Oster H., Schultes B., Schmid SM.: Kurzer, gestörter und unregelmäßiger Schlaf: Die schädlichen Auswirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel. Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: 1278–1283.
Quellen
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
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